Auch oben auf dem Deckel lief nicht alles wie geplant. Während sich am Ticketschalter der Straßenbahn oft lange Schlangen bildeten, verirrten sich nur wenige in die Läden im hinteren Teil. Max Bächer, einer der Architekten des Bauwerks, organisierte gut besuchte Veranstaltungen. So unternahm Otto Herbert Hajek, der umtriebige Künstler, der so etwas bereits 1966 in Esslingen vorexerziert hatte, eine "Platzbemalung". Nur war es nicht unbedingt die Hautevolee der Kunstsammler und Kulturbürger, die solches goutierte: Es kamen vor allem die damals langhaarigen Jugendlichen, die der Stadt und den Händlern ohnehin ein Dorn im Auge waren. Auf den Kleinen Schlossplatz ging man, um einen Krümel Schwarzen Afghanen zu erstehen. Oder auf den Flohmarkt, der den Händlern angeblich die Kunden wegnahm. Als der dann jedoch auf den Karlsplatz verlegt wurde, wo er bis heute wöchentlich stattfindet, blieb der Kleine Schlossplatz erst recht leer.
So war bereits zehn Jahre nach Fertigstellung Konsens, dass die Betonplatte eine Fehlplanung war. 1982 wurde der erste Architekturwettbewerb ausgeschrieben, der das ändern sollte. Die Galerie der Stadt Stuttgart, bisher ohne Dauerpräsentation im Rundgang der ersten Etage des Kunstgebäudes versteckt, sollte ein eigenes Museum erhalten. Dies scheiterte letztlich nicht nur an Meinungsverschiedenheiten, sondern vor allem am Geld. Die Streitigkeiten waren nicht aus der Welt geschafft, als 17 Jahre später endlich die Entscheidung für den Entwurf der Architekten Hascher und Jehle fiel. Nur eine geniale Lösung zur Finanzierung meinte der damalige Oberbürgermeister Wolfgang Schuster gefunden zu haben.
Die oberen Etagen der Königsbau-Passagen – eine Totgeburt
Die Einnahmen, die den Bau des Kunstmuseums finanzierten, stammten aus dem Verkauf von Aktien der NWS, die erst 1999 durch Fusion der Technischen Werke der Stadt Stuttgart (TWS) mit der Energieversorgung Schwaben (EVS) entstanden war, an die EnBW. Und aus dem Verkauf städtischer Grundstücke. Hascher und Jehle bauten nämlich nicht nur das Kunstmuseum, sondern auch auf dem Gelände hinter dem Königsbau für das Hamburger Nobel-Einrichtungshaus Stilwerk: Es entstand eine vierstöckige Shoppingmall, deren dritte und vierte Etage von Anfang an Probleme bereiteten.
13 Kommentare verfügbar
thomas w.
am 28.01.2015Was an Stuttgart seit 1950 ff.…