Er verhilft nun einer bereits 2011 in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" veröffentlichten und nun in einem baden-württembergischen Schulbuch nachgedruckten Karikatur zu spätem Ruhm und ruft das türkische Außenministerium auf den Plan. Dieses will in der Zeichnung "Rassismus und Fremdenfeindlichkeit" in Deutschland gespiegelt sehen, außerdem die Verunglimpfung des Präsidenten. Genug, um die diplomatische Abwehr in Position zu bringen. Da wird der deutsche Botschafter in Ankara einbestellt und über die entsprechenden Presseorgane Erdogans Unmut über das deutsche Bildungswerk zum Ausdruck gebracht.
Auch wenn eine politische Karikatur nur selten diplomatische Verwicklungen dieser Art verursacht, so hat sie doch die Kraft, Denkanstöße zu geben. Nicht umsonst findet man sie in der Zeitung nicht auf einer der hinteren Seiten mit den illustrierten Witzen, sondern auf der Meinungsseite des Politikressorts, denn sie analysiert einen politischen oder gesellschaftlichen Sachverhalt in gleicher Weise wie der geschriebene Kommentar. Im Gegensatz zu diesem springt die Karikatur jedoch sofort ins Auge, indem sie Satire, Bildsprache und Kommentar kombiniert. Idealerweise eröffnet sie den Einstieg in einen beigestellten, vertiefenden Kommentar zum gleichen Thema.
Es gibt für mich dreierlei Macharten von Karikaturen: Zum einen jene, die mit journalistischen Argumenten schießen, scharf und präzise, dabei aber weder geschmacklos noch populistisch sind. Zweitens die unbestritten lustig dargestellten Sachverhalte, die dafür aber meist wenig hintergründig und gänzlich ohne Biss daherkommen. Und schließlich die absichtlich populistischen, respektlosen oder auch aggressiven Karikaturen, die auch am ehesten mal unter die Gürtellinie rutschen. So, als sei das Werk nicht auf dem Grafiktablett, sondern auf dem Stammtisch entstanden. Die feine Satire verkommt da leicht zum Boulevard. Man kann einer dieser Kategorien für sich den Vorzug geben oder andere verabscheuen. Man kann über Karikaturen diskutieren oder trefflich streiten, echauffieren muss man sich nicht. Karikatur darf alles. Man nennt das Meinungsfreiheit.
5 Kommentare verfügbar
omwo
am 12.01.2015Ansonsten Danke für…