Auf die Idee hat uns der Zeichner selbst gebracht – er wünschte Kontext "frohes Schaffen". Mehr. Die Post aus Berlin erreichte uns im Februar dieses Jahres. Als "alter Stuttgarter im Exil" und "strenggläubiger Anhänger" einer unabhängigen Presse biete er Kontext seine Dienste an, schrieb Freimut Woessner. Bis auf Weiteres kostenlos. Das hat uns mächtig gefreut, weil er nicht irgendeiner ist. Woessner, Jahrgang 1945, zeichnet in einer Liga mit Rattelschneck, Tetsche und Til. Ein Foto von ihm gibt es nicht, dafür ein gemaltes Selbstporträt und eine Biographie, die er für Kontext verfasst hat: Von 0 bis 5 sonnige Kindheit in Heimerdingen bei Leonberg. Mit drei Jahren Einstieg ins Humorgewerbe. Nach einer kindlichen Übeltat schaut Onkel Walter strafend auf den Delinquenten hinab, worauf dieser mit "Was glodschn so?" kontert und damit das Gelächter der Umstehenden ergattert. Ob Onkel Walter auch gelacht hat, ist nicht überliefert.
Erste Erkenntnis über die Kraft des Humors, mit deren Hilfe man Mauern zwar nicht einrennen, aber überfliegen kann. Hat im strengen Schwabenland schon immer zu den Überlebenstaktiken gehört.
Von 6 bis 19 in Stuttgart. Grund- und Oberschule auf der Wagenburgschule, die Oberschule damals nur für "Buben". Die einen Schüler kamen von Gablenberg rauf, die anderen von der Gänsheide und noch weiter oben runter – dadurch erste Erkenntnisse über die soziale Frage, liebevoll gefördert vom Grundschullehrer Nestle, dem hiermit ein großes und goldenes Denkmal errichtet werden soll.
Danach Lehr- und Wanderjahre, ein abgebrochenes Psychologiestudium ("ein Glück für mich und ein Glück für die Menschheit"). Seit 1969 in Berlin. Taxifahren. Zeichnen gelernt an der Volkshochschule Schöneberg. Immer mit der Heimat verbunden, mit der schwäbischen Sprache, mit dem schwäbischen Humor und mit den schwäbischen Schaff- und Kittelschürzen und den sie bewohnenden Menschen.
2 Kommentare verfügbar
Michael Jacob
am 17.03.2014der Artikel über die schwäbischen Postkarten von Freimut Woessner hat uns natürlich sehr gefreut, da die Idee dazu von Freimut und unserem Verlag gemeinsam kam. Alle seine schwäbischen, inzwischen auch ein paar bairische Sprüche, sind im gut sortierten Buchhandel, aber auch in…