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Willkommen, Korbinian!

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Die Frage ist, wo eigentlich das Problem liegt. Vor einigen Wochen hat das Forum Gemeinnütziger Journalismus Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) eine Petition übergeben: 50.000 Unterschriften, damit gemeinnützige Medien wie Kontext oder "Correctiv" endlich Rechtssicherheit bekommen und ihre Gemeinnützigkeit nicht über Umwege erreichen müssen. Das Vorhaben steht im Koalitionsvertrag. Mit einem Anwendungserlass des Bundesfinanzministeriums sollte es möglich werden. Claudia Roth hat Unterstützung zugesichert, "auch die medienpolitischen Sprecher:innen von SPD, Grünen und FDP haben sich für eine wirksame Anerkennung von gemeinnützigem Journalismus ausgesprochen", schreibt das Forum in einer Pressemitteilung.

Der Erlass wurde allerdings vergangene Woche abgelehnt. Von den Finanzbehörden der Länder und den Finanzämtern, die sich nicht in der Lage sehen, das Thema zu bearbeiten. Klappt doch alles, meinen sie. Was so nicht stimmt, denn beispielsweise dem "Volksverpetzer" wurde erst kürzlich die Gemeinnützigkeit entzogen. Warum, ist so klar nicht, die Satzung, die jahrelang kein Problem war, soll nun nicht mehr den Anforderungen an die Gemeinnützigkeit entsprechen. Klappt halt doch nicht alles.

Am Donnerstag beginnen im Bundestag die Lesungen zum Steuerfortentwicklungsgesetz, in dem es auch um eine Neuregelung der Gemeinnützigkeit gehen soll. Das Forum hat nun ein Gesetz entworfen, mit dem Journalismus in den erlauchten Kreis zwischen gemeinnützigen Bridgeclubs und gemeinnützigen Hundesportvereinen aufgenommen werden könnte. "Wir appellieren an die Abgeordneten im Deutschen Bundestag, geben Sie ein Signal gegen Nachrichtenwüsten, machen Sie sich stark für gemeinnützigen Journalismus!", sagt David Schraven von "Correctiv".

Unser gemeinnütziger Zweck ist Bildung. Vergangenen Freitag startete unser neues Projekt in der Bismarckschule in Feuerbach (2023 gab es schon einmal eins). Und während Landeswirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut aus, sagen wir, Schusseligkeit auf 17,5 Millionen Euro sitzen bleibt für einen umstrittenen und offenbar sehr langweiligen Baden-Württemberg-Pavillon auf der Expo in Dubai, sind in der Bismarckschule mehr als vier Toiletten kaputt. Mehrfach wurde das gemeldet, passiert ist in den vergangenen Jahren nichts. Liebe Politik, es wäre toll, wenn sich bei Gelegenheit mal einer fände, der sich drum kümmert.

Der Neue bei Kontext

Apropos Geld. Im vergangenen Jahr haben wir eine Spendenkampagne gestartet, damit Kontext wachsen kann. Mit einem Teil Ihrer Spenden, liebe Unterstützer:innen, können wir nun eine neue Stelle finanzieren. Wir hatten viele Bewerbungsgespräche und haben uns für einen jungen Kollegen entschieden, der extra von Bayern nach Baden-Württemberg gezogen ist, um Teil des Kontext-Teams zu werden: Herzlich willkommen, Korbinian Strohhuber! Wir freuen uns auf alles, was da kommt. In dieser Ausgabe hat sich unser neuer Redakteur, der Kommunikations- und Politikwissenschaften in Passau studierte, mit dem Elf-Punkte-Plan befasst, mit dem der Stuttgarter Oberbürgermeister angeblich gegen Messergewalt vorgehen will, aber eigentlich gegen Ausländer:innen hetzt.

Alptraum vorbei

Ein bizarrer Prozess ist nun endgültig abgeschlossen: Der Journalist Fabian Kienert musste sich vor Gericht verantworten, weil er in einem seiner Artikel einen Link auf die Archivseite der verbotenen Plattform "linksunten.indymedia" gesetzt hat. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft Karlsruhe hatte er sich damit zum "verlängerten Arm" einer kriminellen Vereinigung gemacht. Das Landgericht Karlsruhe prüfte den Fall umfangreich und kam im Juni zum Ergebnis, dass sich Kienert unter keinem Gesichtspunkt strafbar gemacht hat. Manuel Graulich, der zuständige Staatsanwalt, wollte sich damit zunächst nicht zufrieden geben und kündigte an, beim Bundesgerichtshof Revision zu beantragen – allerdings ist mittlerweile die Frist abgelaufen, die dafür notwendige Begründung einzureichen. "Nach einer eingehenden Prüfung der Erfolgsaussichten", erklärt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft auf Anfrage von Kontext, habe man sich dagegen entschieden, den Fall weiter zu verfolgen.

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4 Kommentare verfügbar

  • Michael Menzel
    vor 3 Tagen
    Antworten
    Die Plattform linksunten ist entgegen landläufiger Meinung nicht verboten.
    Im Unterschied zum BMI hat das BVerwG am 29.1.2020 ausdrücklich das Verbot der Plattform Adresse von Linksunten.indymedia.org nicht bestätigt ! Nur deshalb konnte das BVerfG sich einen schlauen Fuß machen und die…
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