Eigentlich ist es vor allem unglaublich, dass sich da kaum einer drüber aufgeregt hat. Aber Kontext hilft. Folgendes: Dieter Salomon, bekannt, weil er als Grüner mal Oberbürgermeister von Freiburg war, hat einen rausgehauen. Im SWR-Videoformat "Zur Sache intensiv". Nachdem sich Salomon darüber ausgelassen hatte, wie wenig eitel er sei und warum er gendern albern findet, entspinnt sich ein Gespräch über die Nachfolge von Ministerpräsident Winfried Kretschmann – 2026 sind ja Landtagswahlen. Salomon selbst habe sich ja nicht an den Job rangetraut, sagt der Moderator, ob er den denn Cem Özdemir, aktuell Bundeslandwirtschaftsminister, zutrauen würde? Antwort Salomon: "Wenn man Cem Özdemir heißt, ist das, glaube ich, in Stuttgart und Freiburg kein Problem. Weil das interessiert niemanden, dass er türkische Wurzeln hat." Baden-Württemberg sei aber halt ein konservatives Land. "Ich würde mich im Interesse von Cem, dem ich das gönnen würde, gerne täuschen. Aber ich glaube, das ist nicht so einfach, wie sich manche Grüne das vorstellen."
Im Klartext heißt das, Salomon glaubt, Cem "i ben a reachtr Schwob" Özdemir sei der falsche Kandidat, weil er einen türkischen Namen hat? Natürlich sagt Dieter das nicht, weil er selbst rassistisch wäre, auf keinen Fall! Aber die Menschen, die nicht in Stuttgart oder in Dieters Freiburg leben, die sind das wahrscheinlich, lässt Dieter durchblicken. Weil er ein echter Volksversteher ist. Dabei würde er es seinem Kollegen ja so sehr gönnen! Ja klar. Perfider lässt sich kaum ein Messer in den Rücken eines Parteikollegen rammen. Hoffentlich hat der Cem da wenigstens einen Stinkefinger gesimst.
Sorry, Dieter. Kannst froh sein, dass du mit so einem Vornamen überhaupt Bürgermeister, gar Oberbürgermeister geworden bist. Dieters gelten als "mittelsympathisch, mittelintelligent, mittelreich", schreibt die "Zeit" in einem Artikel über Männlichkeit und den deutschen Dieter im Allgemeinen (verfasst übrigens von einer Frau, die sich als "jung, weiblich, migrantisch" beschreibt). Und weiter: Namensforscher hätten herausgefunden, der Name Dieter werde "weder als sympathisch noch unsympathisch wahrgenommen, als weder arm noch reich, weder religiös noch atheistisch, weder dumm noch intelligent". Dieter brilliere geradezu im Durchschnitt. Feinstes Mittelmaß also, Dutzendware. Andere ältere Männer von den Grünen heißen wenigstens Boris.
Dieter kommt übrigens aus dem Althochdeutschen, von heri "Heer" und diot "Volk". Kann er froh sein, der Salomon, wenn sich da mal kein i an den Anfang verirrt. Dieter. Dieter Nuhr lässt grüßen. Oder Dieter Bohlen. Was macht der eigentlich? "Dieter Bohlen schwelgt im Liebesglück", vermeldet ntv. Aktuell weilt der Mann auf Malle, sagt er selbst auf Instagram, "geilstes Wasser, da springen wir jetzt rein, gleich geht's richtig ab hier". So viel zu Dieter, Dieter. Und vielleicht erübrigt sich die Frage nach der schwierigen Jobvergabe bei den Grünen ja sowieso. Denn die Nicht-Grünen im baden-württembergischen Landtag basteln gerade an einer Deutschland-Koalition. Palim-Palim! (Dieter Hallervorden)
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Philippe Ressing
am 11.08.2024Das Problem Özdemirs ist nicht sein türkischer Name oder das seltsame Kreditgeschäft mit einem FDP-Influenzer,…