A-Klasse und Smart waren gestern. Heute macht Daimler in Luxus. Und zwar fett und in Zukunft nur noch. Die Basis-S-Klasse fürs gemeine Volk startet bei einem Preis von 105.403 Euro. Aber wer will schon "Basis", bitte, wenn er die Top-End-Luxury-Karre haben kann – mit extra vielen LEDs innen und einer Spot-on-Beleuchtung auf jeweils die Person im Auto, die gerade spricht. Tschuldigung, wie konnte die Menschheit bisher bloß ohne dieses Feature auskommen? Sitzbelüftung gibt's auch, im Volksmund Furzabsauganlage, für die Rosendüfte, die den Hinterteilen Reicher und Schöner entfleuchen.
Tja. Die restlichen 99,9 Prozent der Gesellschaft fahren halt mit dem Neun-Euro-Ticket nach Sylt. Auf Sitzen übrigens, in deren Polster die Pupse ganzer Generationen unabgesaugt eingesickert sind.
Für Mieter:innen von Stuttgarts Wohnungsbaugesellschaft SWSG ist eine S-Klasse Welten, wenn nicht Galaxien entfernt. Denen, die wenig haben, wird nun schon wieder mehr genommen. Um durchschnittlich 300 Euro pro Jahr darf die Miete für die BewohnerInnen erhöht werden. Mit Zustimmung der Mehrheit im Gemeinderat, was eine saftige Frechheit ist. Unsere Redakteurin Gesa von Leesen hat mit Gemeinderät:innen gesprochen.
In Stuttgart wird bei Immobilien sowieso nicht gekleckert. Hier wird kein Straßenzug und Viertel gentrifiziert, sondern gleich die ganze Stadt. So zumindest sieht es Stadtdekan Christian Hermes, mit dem unser Autor Stefan Siller über den Katholikentag, den Krieg und die Klimakatastrophe gesprochen hat. Der Dekan fragt im Gespräch und an das Denkmalamt gerichtet: Warum eigentlich nicht Photovoltaik auf Kirchen? Die seien eh immer geostet und hätten deshalb wunderbare Süddächer.
Wie bloß sollen so schwierige, so große Aufgaben wie Klimawandel oder die Bekämpfung von Armut und allzu ausuferndem Reichtum gelöst werden, wenn wir es im gut bestallten Bundesland (Kampagnenname: "The Länd") nicht mal schaffen, Frauen gleichzustellen? In der Zwischenbilanz der zweiten Amtszeit von Grünen und CDU im Land spielt Gleichstellung keine Rolle. Die CDU schafft es sogar, "auf 28 Seiten in Hochglanz das Wort Frauen nur ein einziges Mal zu erwähnen, im Zusammenhang mit den 'mutigen Männern und Frauen' in der Ukraine", schreibt unsere Autorin Johanna Henkel-Waidhofer. Der Grünen Jugend stinkt das, sie will der Regierung jetzt Beine machen.
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Stefan Weidle
am 27.05.2022