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Die Beine von Thomas Strobl

Die Beine von Thomas Strobl
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A-Klasse und Smart waren gestern. Heute macht Daimler in Luxus. Und zwar fett und in Zukunft nur noch. Die Basis-S-Klasse fürs gemeine Volk startet bei einem Preis von 105.403 Euro. Aber wer will schon "Basis", bitte, wenn er die Top-End-Luxury-Karre haben kann – mit extra vielen LEDs innen und einer Spot-on-Beleuchtung auf jeweils die Person im Auto, die gerade spricht. Tschuldigung, wie konnte die Menschheit bisher bloß ohne dieses Feature auskommen? Sitzbelüftung gibt's auch, im Volksmund Furzabsauganlage, für die Rosendüfte, die den Hinterteilen Reicher und Schöner entfleuchen.

Tja. Die restlichen 99,9 Prozent der Gesellschaft fahren halt mit dem Neun-Euro-Ticket nach Sylt. Auf Sitzen übrigens, in deren Polster die Pupse ganzer Generationen unabgesaugt eingesickert sind.

Für Mieter:innen von Stuttgarts Wohnungsbaugesellschaft SWSG ist eine S-Klasse Welten, wenn nicht Galaxien entfernt. Denen, die wenig haben, wird nun schon wieder mehr genommen. Um durchschnittlich 300 Euro pro Jahr darf die Miete für die BewohnerInnen erhöht werden. Mit Zustimmung der Mehrheit im Gemeinderat, was eine saftige Frechheit ist. Unsere Redakteurin Gesa von Leesen hat mit Gemeinderät:innen gesprochen.

In Stuttgart wird bei Immobilien sowieso nicht gekleckert. Hier wird kein Straßenzug und Viertel gentrifiziert, sondern gleich die ganze Stadt. So zumindest sieht es Stadtdekan Christian Hermes, mit dem unser Autor Stefan Siller über den Katholikentag, den Krieg und die Klimakatastrophe gesprochen hat. Der Dekan fragt im Gespräch und an das Denkmalamt gerichtet: Warum eigentlich nicht Photovoltaik auf Kirchen? Die seien eh immer geostet und hätten deshalb wunderbare Süddächer.

Wie bloß sollen so schwierige, so große Aufgaben wie Klimawandel oder die Bekämpfung von Armut und allzu ausuferndem Reichtum gelöst werden, wenn wir es im gut bestallten Bundesland (Kampagnenname: "The Länd") nicht mal schaffen, Frauen gleichzustellen? In der Zwischenbilanz der zweiten Amtszeit von Grünen und CDU im Land spielt Gleichstellung keine Rolle. Die CDU schafft es sogar, "auf 28 Seiten in Hochglanz das Wort Frauen nur ein einziges Mal zu erwähnen, im Zusammenhang mit den 'mutigen Männern und Frauen' in der Ukraine", schreibt unsere Autorin Johanna Henkel-Waidhofer. Der Grünen Jugend stinkt das, sie will der Regierung jetzt Beine machen.

Apropos Beine. Die schönsten hat wohl Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl. Der steckt gerade in schwierigem­ Fahrwasser, nachdem er interne Gerichtsunterlagen an einen Journalisten weitergegeben hat. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, Rücktrittsforderungen stehen im Raum, Landesdatenschützer Stefan Brink bescheinigt dem Minister nun sogar per Gutachten, rechtswidrig gehandelt zu haben. Nur um Missverständnissen vorzubeugen: Die Einladungen zum elften Geburtstag von Kontext (12. Juni im Theaterhaus, kommen Sie!), die nackte, innenministeriale Beine zeigt, waren schon gedruckt, bevor Strobl-Gate begann. Natürlich sind sie gemalt, Teil einer Karikatur und damit einer Gattung, die immer mehr ins Hintertreffen gerät, nicht nur weil sich Islamisten schnell angegriffen fühlen. Bei Kontext hatten politische Karikaturen immer einen Platz und das wird so bleiben. Zum Fest im Juni ist sogar ein langgehegter Traum in Erfüllung gegangen: Wir haben ein original Kontext-Karikaturen-Comic-Heft drucken lassen! Mit den Ministerbeinen als herausnehmbares Poster.

Friedensgala der Anstifter für die Pressefreiheit

"Wenn es um Meinungs- und Pressefreiheit geht, kann man nicht laut genug werden", sagt Bascha Mika. Die ehemalige Chefredakteurin von taz und der "Frankfurter Rundschau" hält am 26. Mai die Laudatio auf Julian Assange und auf Maria Kalesnikava bei der Friedensgala der Anstifter. Sie tut das aus Überzeugung und hofft, dass die Veranstaltung im Stuttgarter Theaterhaus viele Leute erreicht. Die Matinee ist zugleich eine Solidaritätsadresse an alle Journalist:innen, die weltweit verfolgt und bedroht werden oder ermordet wurden. Maria Kalesnikava wurde 2021 mit dem Stuttgarter Friedenspreis ausgezeichnet, Julian Assange 2020. Assange sitzt nach sieben Jahren Botschafts-Asyl seit 2019 im Gefängnis in England, ihm droht die Auslieferung an die USA, Maria Kalesnikava ist seit 2020 in Belarus inhaftiert. Moderiert wird die Veranstaltung von Stadtflaneur Joe Bauer, die Musik kommt von Künstler:innen aus Georgien, Syrien, Polen und Tunesien. Friedensgala der Anstifter, 26. Mai, Beginn 11 Uhr. Karten gibt es direkt vor Ort oder telefonisch vorab, 0711 4020720.


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2 Kommentare verfügbar

  • Stefan Weidle
    am 27.05.2022
    Antworten
    Also bei mir in Opel Astra Leasingrückläufer Jahreswagen, werden die Fürze vom lüftenden Sitz eben nicht abgesaugt, der pustet nur und was das bedeuten kann, dürfte vorstellbar sein. Man kann ihn also nicht mehr dezent wie im Stoffsitz verklappen, damit er sich wohldosiert über die Zeit, erträglich…
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