So kam das Denkmal im Oktober 2020 nach Stuttgart vor das Stadtpalais, als "temporäre Ausstellung", wie die mühsam ausgehandelte Sprachregelung lautete, um festzuhalten, dass es sich hier um eine vorübergehende Erscheinung handele. Daran änderten auch die "täglichen Pilgerströme" nichts, welche die "Stuttgarter Zeitung" registrierte, die andererseits bemängelte, dass das Lenksche Schaffen keine Kunst sei. Ähnlich empfand wohl auch Torben Giese, der Direktor des Stadtpalais, dem die Skulptur auf die Dauer "zu vulgär" erschien, als dass sie seine Einrichtung zieren könne. Er möchte so bald wie möglich "Stuttgart am Meer" vor seiner Freitreppe, sprich Sand, Sonnenliegen und –schirme für ein gutes Leben im urbanen Raum. Die Bauarbeiten dafür, direkt an der B14, sollen am 1. Juli beginnen, und da stört der Laokoon. Kretschmann hat ja nicht einmal eine Badehose an.
"Wenn der Giese unbedingt an der Bundesstraße sandeln will", spottet Lenk, "soll er das tun". Der "Abgasparty" wünsche er Gesundheit und ein langes Leben. Was aber nun tun? Zum einen gibt es eine Petition für den Verbleib des Denkmals in Stuttgart, zum anderen bemüht sich Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle weiterhin um Beistand von städtischen WürdenträgerInnen. Ausgang offen. Begleitschutz kommt auch vom linken Stadtrat Tom Adler, der Grüne und SPD für einen gemeinsamen Antrag gewinnen will. Wie selbiger formuliert sein könnte, kann man einem Gespräch zwischen ihm, dem Bahn-Experten Winfried Wolf und Werner Sauerborn vom Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 entnehmen. Kontext hat es hier verlinkt.
Alle drei unterstützen Peter Lenk in seiner Maximalposition: Die Skulptur bleibt, wo sie ist. Sonst eben zurück nach Bodman. Das will der Menschenfreund vom Bodensee dem Stuttgarter Oberbürgermeister mitteilen, auf dass er sich nicht zu sehr abmühe mit der "intensiven und zeitnahen" Suche nach einer Lösung, wie Nopper der "Südwestpresse" versprach. Er hätte da einen Vorschlag zu machen, sagt Lenk, nachdem er vernommen hat, wie wichtig dem Christdemokraten die "Versöhnung" der Stadt mit Stuttgart 21 sei. Nopper möge einfach mit seinem Denkmal vor dem Stadtpalais anfangen.
Joachim Pfeiffer, der Waiblinger Wasserstoff
Dass der Waiblinger CDU-Bundestagsabgeordnete Joachim Pfeiffer ein umtriebiger Politiker ist, war bekannt. Dass seine Geschäfte liefen wie geschmiert – weniger. Jetzt hat vieles davon das Tageslicht erblickt und so manches verständlicher gemacht. Zum Beispiel sein Engagement für das 20 Millionen Euro schwere Wasserstoff-Förderprogramm, das die Regionalversammlung Stuttgart beschlossen hat. Wie Kontext-Autor Jürgen Lessat bereits im August 2020 berichtet hat, saß Pfeiffer zeitgleich zur Tätigkeit als Abgeordneter im Beirat der kanadischen Aktiengesellschaft Hydroma Incorporation, die große Mengen Wasserstoff aus Westafrika nach Deutschland exportieren will. Die Fraktion Linke/Pirat in der Regionalversammlung will jetzt wissen, ob der CDU-Fraktionsvorsitzende Pfeiffer aus seiner politischen Stellung "Profit geschlagen" habe? Wenn ja, erwarte man seinen Rücktritt aus der Versammlung. Jenen aus dem Bundestag hat der Lobbyist bereits angekündigt.
3 Kommentare verfügbar
Gerhard Rupp
am 26.04.2021Ist das Kunst, oder kann das weg?
Das kann weg, aber es sollte eine Kunst sein, das wegzubekommen.