KONTEXT:Wochenzeitung
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Auftritt für alle

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Hawaiianischer Tanz, isländische Zukunft, Mannheimer Assi-WG, Bongos vom Bodensee – das wird es alles geben. Ab sofort in Kontext. Warum? Weil die Kultur eine Bühne braucht. Wenn wir es schaffen, wechseln wir täglich die Stücke, damit möglichst viele ihren Auftritt bekommen. Und nach dem, was wir bisher an Einsendungen gekriegt haben, könnte das eine höchst vergnügliche Sache werden. Oder eine nachdenkliche. Wer mitmachen will, möge sich bitte unter vorhangauf@kontextwochenzeitung.de melden. Der Auftakttext von Joe Bauer dazu ist hier zu lesen.

Wir freuen uns auf Ihre Post.

Mit dieser Soli-Aktion befindet sich Kontext in einer breit aufgestellten Reihe. Bei der Jungen Union nennen sie ihr Projekt "Einkaufshelden", die Linken in der Landeshauptstadt tauften es "Solidarisches Stuttgart". Der Kerngedanke dieser grundverschiedenen Gruppierungen ist, garantiert ohne Absprachen!, verblüffend ähnlich: Wer helfen kann, bietet's denen an, die's gebrauchen können. Und Betroffenen in ihrer Not beizustehen, scheint großen Teilen aller Bevölkerungsschichten, nahezu unabhängig von der ideologischen Ausrichtung, ein bedeutendes Anliegen zu sein. Das ist eine der Beobachtungen, die dieser Tage Hoffnung machen – allein in Stuttgart gibt es so viele Hilfsangebote, dass es schwierig ist, den Überblick zu behalten.

Früh mit dabei, schon am 15. März, waren die Ultras vom VfB, die Spenden sammeln und Einkäufe für Angehörige der Risikogruppe übernehmen ("natürlich völlig losgelöst davon, ob die Person Anhänger des VfB ist oder nicht!"). Überall in der Stadt, an Laternen und im Treppenhaus, hängen Abrisszettel mit Handynummern herum und Angeboten wie: "Wenn ihr Alltag z.B. durch Corona durcheinander kommt, hilft zuverlässiger Schwabe (50) mit Pflegeerfahrung bei Einkäufen, waschen, kochen, reparieren, Betreuung, uvm …"

Auf Facebook will die Seite "Stuttgart hilft" vernetzen, die "Künstlersoforthilfe" sammelt Spenden für in Not geratene Kulturschaffende, denen die Aufträge wegbrechen. Und am vergangenen Montag kündigte die Stadt Stuttgart an, die vielen freiwilligen Hilfsangebote bündeln zu wollen und eine Plattform zur Koordination bereitzustellen, die bis zum kommenden Freitag verfügbar sein soll.

Politisch ist viel in Bewegung: Die Bundesregierung beabsichtigt, die Vermögensprüfung bei Hartz IV vorrübergehend auszusetzen, um Selbstständigen und Menschen mit geringem Einkommen den Zugang zu staatlicher Unterstützung zu erleichtern. Im Rahmen dieser Maßnahmen sollen auch die realen Mietkosten der Betroffenen durch Wohngeld finanziert werden. In Baden-Württemberg kündigte das Wirtschaftsministerium aktuell an: "Gewerbliche Unternehmen, Sozialunternehmen und Angehörige der Freien Berufe, die sich unmittelbar infolge der Corona-Pandemie in einer existenzbedrohenden wirtschaftlichen Lage befinden und massive Liquiditätsengpässe erleiden, werden mit einem einmaligen, nicht rückzahlbaren Zuschuss unterstützt." Anträge sollen ab diesem Mittwoch vollelektronisch möglich sein.

Menschen nicht allein zu lassen, mit finanziellen und anderen Nöten, ist die eine Art, mit einer Krise umzugehen. Die einfühlsame und zwischenmenschliche. Dass es auch anders geht, demonstriert "Bridgewater Associates", der weltgrößte Hedgefonds, der aktuell mit einem zweistelligen Milliardenbetrag auf den Niedergang europäischer Unternehmen spekuliert. Da sollte mal jemand erklären, warum das erlaubt ist.

Doch tatsächlich deuten die dramatischen Kursabstürze an der Börse darauf hin, dass der Wirtschaft ein heftiger Krisenschub bevorsteht, und fraglich scheint, wie sehr und wie lange sich die Folgen durch Liquiditätsspritzen abfedern lassen. Als bei der Finanzkrise 2009 Hilfspakete nötig wurden und ganze Staaten verelendeten, war es ein zentrales Instrument der Europäischen Zentralbank, den Leitzins zu senken, um die Konjunktur mit günstigen Krediten am Leben zu halten. Aktuell ist diese Möglichkeit weitestgehend erschöpft.

Wie kann es sein, dass eine ganze Dekade nicht genutzt wurde, um die offensichtlichen Missstände an den Finanzmärkten nennenswert zu regulieren? Und welche Optionen gibt es jetzt, mit der aktuellen Krise umzugehen und ihre Folgen so gut wie möglich abzumildern? Damit wollen wir uns in den nächsten Kontext-Ausgaben beschäftigen.


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