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Hört nur diese herrliche Stille! Die B14, die sich bis zu acht Spuren breit durch Stuttgart und genau unter den Fenstern der Kontext-Redaktion dahinwälzt, ist so faszinierend ruhig am vergangenen Sonntag. Keine SUVs und LKWs, die mit röhrenden Motoren über die Fahrbahnen brettern. Und wenn man das Fenster aufmacht: das Lachen von Kindern, die einen großen Streckenabschnitt in Beschlag genommen haben, leise Stimmen von Radfahrern und Fußgängern, die ein Picknick veranstalten und den kreativen Protest gegen umweltschädlichen Verkehr auf die Straße tragen.

Zu verdanken ist die motorfrei-meditative Ruhe und die ausnahmsweise nicht so abgasschwangere Luft ein paar aufblasbaren Riesenwürfeln, mit denen Aktivisten ein paar Dutzend Meter Luftlinie von der Kontext-Redaktion entfernt die Straße blockieren. Stimmen sind zu hören, Polizei ist auch da, aber schreitet nicht ein. Einer der Beamten meckert sogar leise vor sich hin, warum der nörgelnde Autofahrer vor den Blockadesteinen eigentlich nicht schon mehrere Kilometer zuvor einen anderen Weg genommen hat, wo man doch wisse, dass diese Straße gerade dicht ist. Heilandzack!

Andernorts hat sogar die Stadt Stuttgart einen autofreien Sonntag in der Landeshauptstadt ausgelobt – und dafür einen ganzen Kilometer der Theodor-Heuss-Straße gesperrt. Oioioi, dass sich da mal keiner übernimmt vor lauter grünem Engagement! Wobei, zumindest diese Sorge scheint unbegründet.

Auch große Teile der Kontext-Redaktion sind am vergangenen Freitag in den Klimastreik getreten und haben sich unter den Demo-Zug gemischt. 

Für die Zukunft setzen sich auch die Staatstheater Stuttgart ein. Und zwar für die einer vielfältigen und internationalen Kunstlandschaft. Soeben hat der Bundesverband deutscher Pressesprecher sie für die "kreative und öffentlichkeitswirksame Reaktion auf eine AfD-Kampagne gegen ausländische Künstler" ausgezeichnet. Unser Autor Dietrich Heißenbüttel hat mit einem der Macher gesprochen.

Zukunftsfähig. Das ist ein großes Wort, vor allem, weil einen die Überheblichkeiten der Vergangenheit in der Zukunft oft genug wieder einholen. Bei Daimler beispielsweise, am Dienstag im Dieselskandal verknackt zu einer Geldbuße von 870 Millionen Euro. Oder bei der Pleite-Bahn, die – bisher nur wenig bekannt – mitverantwortlich ist für die heutige Mieter-Abzocke durch Heuschrecken und Immobilienhaie. Oder beim VfB, dessen Oberste sich mit Wolfgang Dietrich, dem ehemaligen Stuttgart-21-Projektsprecher, als Präsidenten des Abstiegs ein echtes Ei gelegt haben. Nach Dietrichs Abgang suchen die VfBler nun einen neuen Präsidenten. Aber das Vertrauen der Fans und Vereins-Mitglieder? Futsch.

Zukunftsmusik spielt auch der regelmäßig im Theaterhaus Stuttgart tagende "Neue Montagskreis" kommende Woche, am 30. September 2019, um 19.30 Uhr. Unter dem Titel "Wie mit der Mobilitätswende die Klimaziele gerettet werden können" unterhalten sich Verkehrsminister Winfried Hermann, Katrin Dziekan, Fachgebietsleiterin Umwelt und Verkehr im Umweltbundesamt, und Klaus Amler. Amler war Projektleiter der Studie "Mobiles Baden-Württemberg – Wege der Transformation zu einer nachhaltigen Mobilität". Ganz sicher werde die Region Stuttgart im Jahr 2030 und darüber hinaus ihr Geld nicht mehr mit Pkw mit Verbrennungsmotoren verdienen, sagt er im Interview mit Johanna Henkel-Waidhofer. Er komme sich manchmal vor wie der Junge, der in "Des Kaisers neue Kleider" ruft: "Der Kaiser ist nackt."


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1 Kommentar verfügbar

  • Jue.So Jürgern Sojka
    am 18.10.2019
    Antworten
    „Hört nur diese herrliche Stille! … das Lachen von Kindern … Stimmen sind zu hören, Polizei ist auch da, aber schreitet nicht ein. … Zukunftsfähig. …“

    Zukunft gestalten, bedingt die Vergangenheit im Blick zu haben, um nicht die Fehlentscheidungen zu wiederholen … zu wiederholen … zu wieder … zu ……
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Ausgabe 459 / Grüne Anfänge mit braunen Splittern / Udo Baumann / vor 1 Tag 12 Stunden
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