Eine komische Welt ist das: Während am Samstag in Chemnitz Neonazis "Lügenpresse" skandieren, Kamerateams angegangen und Journalisten angepöbelt werden, feiert das Recherchekollektiv "Correctiv" 500 Kilometer entfernt in Düsseldorf den Journalismus und die Presse – und das gleich drei Tage lang. Mit tausenden Besuchern und dem Ziel, den Journalismus wieder in die Mitte der Gesellschaft zu rücken. Beim "Campfire Festival" ging es in Dutzenden Veranstaltungen um Künstliche Intelligenz in Redaktionen, den Klimawandel, Journalisten als Marke, insgesamt gab es zwei Bühnen, 15 Zelte und 150 Programmpunkte. Mit dabei: Kontext.
Auf dem Podium diskutierte Oliver Schröm von Correctiv mit Kontext-Redakteurin Anna Hunger, dem rechtsstreiterfahrenen "Bild"-Reporter Hans-Wilhelm Saure und Uwe Ritzer von der "Süddeutschen Zeitung", der gemeinsam mit seinem Kollegen von einem Geschäftsmann gerade auf 78 Millionen Euro verklagt wird. Das Thema: "Juristen gegen Journalisten". Die Frage: Wie kann Pressefreiheit verteidigt werden, wenn Gesetze immer mehr zu Ungunsten der Berichterstattung verschärfen werden, wenn sich Kanzleien auf die Fahnen schreiben, unliebsame Berichterstattung kleinzukriegen? Das Problem ist immens und die Antwort eine schwierige. "Bild"-Mann Saure brachte es zumindest altersweise auf eine griffige Formel: "Ruhe bewahren und sich grade machen". Und in der Not medienübergreifende Solidarität walten lassen, anstatt den verklagten Kollegen mit Häme zu begegnen. Denn gemeinsam ist man immer stärker.
2 Kommentare verfügbar
Schwa be
am 09.09.2018Es vergeht kaum ein Tag, an dem die Vorfälle in Chemnitz nicht die Schlagzeilen beherrschte. Die Betroffenheit über “rechte Lynch-Mobs” erfasste gleichermaßen die Redaktionen wie auch weite Teile der politischen Elite und der…