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Das Schöne – weit weg

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"Das Schönste ist auch das Heiligste." Lässt Friedrich Hölderlin seinen Hyperion sagen. Diesem Heiligen galten die Anschläge von Paris. Dem Schönen, der Lebensfreude. "Werte, für die Frankreich steht, für seine Freiheit, seine Weltoffenheit, den Ausdruck seiner Lebensfreude", sagt der französische Honorarkonsul in seiner Rede, die Kontext veröffentlicht.

All das muss verteidigt werden, natürlich. Aber nicht mit Waffen. Nicht mit Kriegen, die wieder nur Opfer hinterlassen und keine Sieger. Sondern mit Klugheit und Weisheit.

Krieg ist einfacher als Frieden, er geht auch schneller. Frieden fordert einen Schritt zurück, Besonnenheit und Umsicht. Und Zeit. Die Zeit und die Umsicht, das Schöne aufzuteilen.

Die Anschläge in Paris zeigen einmal mehr, wie wichtig es ist, allen Menschen Zugang zu den schönen Ecken des Lebens zu verschaffen. Sie lehren uns, aufmerksamer zu leben, genau hinzuschauen, um diejenigen zu erkennen, die schwächer sind.

Schon bei den Anschlägen auf "Charlie Hebdo" waren es junge Männer aus den armen Vorstädten, um die sich der Staat nicht und auch nicht die Pariser Gesellschaft je gekümmert haben und deren Perspektivlosigkeit und Unzufriedenheit in Hass und Extremismus umschlugen. Dieses Mal ist es Molenbeek in Belgien, bekannt als eine der ärmsten Gegenden Brüssels. 50 Prozent Arbeitslosigkeit. Das Schöne, dem die Anschläge galten, ist da meilenweit entfernt.

Wir Reichen, wir, die wir Arbeit haben, Zukunft, Bildung genießen und oft genau die Schönheit finden, die Lebensfreude überhaupt erst speist, fordern von denen, denen es nicht gut geht, Friedfertigkeit. Wir wollen die Toleranz, die Abwesenheit von Schönheit im eigenen Leben zu ertragen. Aber Toleranz braucht Zufriedenheit. Toleranz braucht einen weiten Horizont. Ein weiter Horizont braucht geistige Größe und das Selbstbewusstsein, sich auch mit dem zu befassen, was einem fern oder sogar zuwider ist. Denn nur diese Größe, dieses umfassende Wissen, verleiht den Mut und das Selbstbewusstsein, Frieden zu stiften. Damit jene keine Chance haben, die in beengten Köpfen aus Hass noch mehr Hass züchten wollen.

Das sind nicht nur Terroristen. Sondern vor allem auch die rechten Parteien, die aus den Terroranschlägen in Paris Profit schlagen und den Verunsicherten einen vermeintlich sicheren Hafen im Nationalismus, in der Intoleranz bieten wollen. Der Front National in Frankreich, in Deutschland die AfD, die schon kurz nach den Anschlägen ihre Wahlwerbung durch alle Kanäle twitterte, oder die NPD, die zum Beispiel an Weinheim klebt wie Kaugummi an der Schuhsohle.

"Um das Schöne zu erkennen, muss man das Hässliche gesehen haben", besagt ein Zitat aus der italienischen Region Friaul. Hässliches hatten wir in letzter Zeit genug. Jetzt ist "eine hohe Zeit für Frieden".


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2 Kommentare verfügbar

  • Rolf Steiner
    am 18.11.2015
    Antworten
    Rechte Parteien machen längst sich zu Helfershelfern der islamistischen Fundamentalisten. In Wirklichkeit sind die einen wie die anderen in ihrem verkommenen totalitären Denken weitab von jeder human anzusehenden Zivilisation. Würdeloser und schäbiger geht nicht, wenn ich das Verhalten von AfD,…
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