Skandalbildhauer meets Ex-Daimler-Chef. Das hat was, weil Peter Lenk, der böse Bube vom Bodensee, sofort Edzard Reuter am Bandel hat. Jenen Herrn, dem er mit seinem "Mercedes-Heiligen" ein Denkmal gesetzt hat. Auf dem Kopf der Stern als Heiligenschein. Das war 1991, und 20 Jahre später glucksen beide, als wäre es heute gewesen. Schön, wenn Menschen über sich selbst lachen können.
Auch beim Einweihungsfest der Kontext:Wochenzeitung blieb sich Autor Reuter treu – witzig und dann doch wieder ernst. Etwa, als er erzählte, wie ihn Ulrich Wickert angehauen und ihn gelobt hat, dass er jetzt unter die Verleger gegangen sei. Der ehemalige Mister Tagesthemen meinte wohl, Reuter werde jetzt Chef unserer Zeitung, was jener so nicht stehen lassen wollte. Zum einem fühle er sich in der Rolle des engagierten Förderers wohler, betonte der 83-Jährige, zum anderen habe das Ansehen des Verlegers heutzutage doch merklich gelitten. Da nickte so mancher, der früher im Pressehaus seinen Geschäften nachgegangen ist. Darunter Jürgen Dannenmann, der langjährige Obergeschäftsführer in Möhringen, sowie streikende Journalisten.
Auch Uli Bausch, der Leiter der VHS Reutlingen und Mitbegründer der Zeitenspiegel-Reportageschule, hat genau zugehört. Dasselbe gilt für Michael Kienzle, den Vorsitzenden der Stiftung Geißstraße, der mit der Kontext:Wochenzeitung die Veranstaltungsreihe "Wie ticken Medien?" organisiert und deshalb ein feines Gespür für die Umbrüche in der Medienbranche hat. Mit ihm und seiner Frau Veronika, Bezirksvorsteherin von Stuttgart-Mitte, lässt sich darüber trefflich reden. Eher entspannt zurücklehnen konnte sich da der SWR-Moderator Wolfgang Heim. Er ist öffentlich-rechtlich.
Den Job des Chefs, den wir nicht auszuloben haben, beansprucht auch Dieter Baumann nicht. Er möchte lieber schreiben, was bei der Konkurrenz durch die Literaten Steinfest und Schorlau eine echte Herausforderung für den Langstreckler und Kabarettisten würde. Auch sportlich gesehen. Die beiden haben beim Tanzen eine echte Ausdauerleistung hingelegt. Aber Baumann hat schon mal gut Wetter gemacht und angeboten, die Redaktion in sein Gütle auf dem Tübinger Spitzberg einzuladen. Zum Brainschtorming und Traktorfahren. Solange wir die Fahrt nicht dienstlich abrechnen, wird Johannes Rauschenberger, unser Steuerberater, gewiss nichts dagegen haben. Ebenso Rezzo Schlauch, der auf Baumanns altem Lanz bestimmt eine prima Figur abgeben würde, was ihm seine Parteifreundin Heike Schiller, die Vorsitzende der Böll-Stiftung im Land, sofort bestätigt. Bis es so weit ist, und darüber hinaus, halten wir uns an das freundliche Team vom Café Stella, das unser zweites Wohnzimmer geworden ist.
Apropos Chef: wenn es einen gibt, dann darf Uli Reinhardt von der Agentur Zeitenspiegel diesen Titel haben. Wir nennen ihn den großen Vorsitzenden, weil er Erster ist im Verein für ganzheitlichen Journalismus, unserem Herausgeber. Er hat die Nachricht freudig vernommen, die pünktlich zum Fest vom Finanzamt gekommen ist: Der Verein ist gemeinnützig. Damit seien den Spendern Tür und Tor geöffnet, lockte Reinhardt. Wie das genauer geht, werden wir in einer unserer nächsten Ausgaben erläutern. (jof)
Fotografiert hat Jo Röttgers.
1 Kommentar verfügbar
WiTell
am 27.07.2011