Sieht nur so aus wie Bürgerbeteiligung: Zwar darf jede und jeder den Gesetzentwurf für eine Pflegekammer in Baden-Württemberg online kommentieren. Aber ändern tut das nichts – der Fahrplan für den Gesetzesweg steht, egal wieviel kommentiert wird. Entwurf, Anhörung von mehr oder weniger betroffenen Verbänden, Debatten im Landtag, Beschluss, Inkrafttreten. Bis zur endgültigen Abstimmung im Landtag kann sich der ein oder andere Punkt im Entwurf noch verändern, weil der ein oder andere Verband ein nachvollziehbares Argument für irgendeinen Einzelaspekt eingebracht hat. Dass allerdings durch die Debatten im Landtag Abgeordnete von Regierungsfraktionen am Ende zu der Ansicht kommen "Das will ich doch nicht" und dagegen stimmen, ist unwahrscheinlich. Fraktionszwang und so.
Die Pflegekammer soll also kommen. Das will der grüne Landesgesundheitsminister Manfred Lucha, das will der Koalitionsvertrag. Vorgesehen ist, nach Verabschiedung des Gesetzes im Frühjahr einen Gründungsausschuss einzurichten, in den das Ministerium zwölf bis 15 Menschen schickt. Dieser Ausschuss hat viel zu tun. Vor allem muss er die Pflegekräfte erfassen, von denen es im Land rund 110.000 gibt. Helfen sollen dabei Krankenhäuser, stationäre und ambulante Pflegeeinrichtungen und wer sonst noch Pflegefachkräfte beschäftigt. Die Arbeitgeber sind laut Gesetzentwurf verpflichtet, ihre Fachkräfte dem Gründungsausschuss zu melden. Bis Dezember 2024 ist Zeit für das Prozedere. Dann soll nach dem Willen des Ministeriums die Gründungsversammlung der Pflegekammer stattfinden, und der Ausschuss kann sich auflösen.
66.000 Pflegekräfte müssen sich registrieren
Vielleicht aber kommt es soweit gar nicht. Denn das Gesetz sieht auch vor: Nur wenn mindestens 60 Prozent der besagten 110.000 baden-württembergischen Pflegefachkräfte registriert sind, findet die Gründungsversammlung statt. Ist das nicht der Fall, "erfolgt keine Errichtung der Landespflegekammer".
60 Prozent ist eine hohe Hürde, findet Susanne Scheck, Vorsitzende des Landespflegerates, eines Pro-Pflegekammer-Verbands. Dem "Ärzteblatt" sagt sie, "die Zeit, die uns gegeben werden soll, ist zu kurz und die Quote zu hoch". Sie verweist auf Nordrhein-Westfalen, wo bis zur Gründung der dortigen Pflegekammer im vergangenen Dezember innerhalb von zwei Jahren nur 50 Prozent der Pflegenden registriert werden konnten.
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David Maier
am 02.03.2023Ich trete ein für die Kammer und für einen hohen Organisationsgrad in der…