Die Zelte, in denen die Menschen leben, sind instabil und sehr dicht nebeneinander gestellt. Bei starkem Regen werden sie überflutet. Die sanitären Bedingungen sind entsetzlich. Frauen berichten, dass sie im Lager ständiger Unsicherheit ausgesetzt sind. Laut "Human Rights Watch" würden sie die "griechische Regierung darum bitten, Maßnahmen zu ergreifen, um sichere und menschenwürdige Bedingungen für Frauen und Mädchen zu gewährleisten, in Einklang mit den internationalen Menschenrechtsverpflichtungen und -standards für humanitäre Notfälle".
Moria ist das größte Flüchtlingscamp in Europa, und es ist komplett überfüllt.
Vor dem Migrationsabkommen zwischen der EU und der Türkei 2016, konnten Asylsuchende noch aufs griechische Festland, um dort einen Antrag zu stellen. Nun ist jeder Asylsuchende, selbst die Verwundbarsten, verpflichtet, sich auf der ersten Insel, auf der er landet, anzumelden und dort zu bleiben, bis er akzeptiert wird. Mit einer Wartezeit, die Jahre dauern kann.
"Wir können nicht mal in die Stadt gehen, weil die Griechen sauer sind. Man hat uns empfohlen, im Camp zu bleiben und uns so wenig wie möglich zu bewegen. Seit letzter Woche hat sich das Narrativ, das sowieso nie für uns war, verändert und steht nun völlig gegen uns", sagt Jonathan.
Die Entscheidung der Türkei bedeutet für Geflüchtete, die bereits in Griechenland festsitzen, eine Zunahme der Feindseligkeit aus der lokalen Bevölkerung. Lagerhäuser von freiwilligen Helfern werden angezündet, Helfer auf den Straßen attackiert. Vergangene Woche wurde das "One Happy Family"-Gemeinschaftszentrum, das für Geflüchtete auf der Insel gebaut wurde, bis auf die Grundfesten niedergebrannt. Es hatte sogar eine Schule, um das Menschenrecht auf Bildung für die auf Lesbos gefangenen Flüchtlingskinder umzusetzen.
"Das Zelt meines Freundes wurde am Wochenende mitten in der Nacht attackiert", berichtet Jonathan. "Sie sind mit Messern gekommen und haben alles gestohlen. Einige Syrer wurden von der Polizei angegriffen und geschlagen. Es gibt Gerüchte, dass einer totgeschlagen wurde, aber es gibt keine Berichte darüber."
Überall auf der Welt problematisieren Journalisten, Hilfsorganisationen und Menschenrechtsaktivisten die dramatische Lage für Geflüchtete in Griechenland. Viele von ihnen fordern Europa auf, die Grenzen zu öffnen. Angesichts der Gewalt, der anhaltend unmeschlichen Bedingungen, psychischer Folter und eklatanter Menschenrechtsverletzungen stellt sich die Frage, wie Europa reagieren wird.
2 Kommentare verfügbar
Jue.So Jürgen Sojka
am 12.03.2020Jetzt würde passender sein, so nicht das Wort „Grundrechte“ sondern „Menschenrechte“ angewandt sein würde, sind…