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Ausgabe 8b
Schulklasse

Drogen

Im Zweifel den Krankenwagen rufen!

Drogen: Im Zweifel den Krankenwagen rufen!
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Was passiert eigentlich, wenn ein junger Mensch Cannabis raucht? Wie schnell wird man süchtig, wie schwer ist es, davon loszukommen, welche Folgen hat der Konsum fürs Gehirn? Dazu ein Gespräch mit dem Drogenberater Hans Köpfle aus Tübingen.

Herr Köpfle, warum konsumieren Jugendliche Drogen?

Da gibt es ganz viele Gründe. Ein Grund ist, wenn es einem nicht so gut geht. Ein zweiter Grund kann sein, wenn Freunde, Freundinnen, Kumpels finden, Drogenkonsum ist super und dann will man da mitmachen, denn alle anderen machen's ja auch. Ein weiterer Grund ist, wenn es einem nicht so gut geht und man meint, Drogen könnten einen da ein bisschen wegbeamen und dann merkt man das alles nicht mehr so.

Wie fühlt man sich, wenn man Drogen nimmt?

Das ist völlig unterschiedlich. Das hängt von der Droge ab.

Wir meinen Cannabis.

Foto: Jens Volle

Hans Köpfle ist Diplom-Psychologe und psychologischer Psychotherapeut. Er leitet die Ambulanten Dienste Tübingen. Die Drogenberatung wird getragen vom Baden-Württembergischen Landesverband für Prävention und Rehabilitation.

Auch das kann unterschiedlich sein. Es gibt Menschen, die werden müde, andere werden aufgekratzt, die nächsten entspannt. Aber der entscheidende Punkt, weshalb wir klar sagen; Cannabis-Legalisierung erst ab 25 Jahre und nicht früher: Vor 25 ist die Gehirnentwicklung noch nicht abgeschlossen. Und wenn man diesem Gehirn Dinge von außen zuführt, wie zum Beispiel Cannabis, dann verändert sich das Gehirn dabei so, dass das langfristige Auswirkungen haben kann – auf Aufmerksamkeit, auf Konzentration. Es kann Krankheiten auslösen wie Psychosen, dass man also irgendwelche Wahnfantasien kriegt. Je jünger jemand ist, desto stärker kann das passieren. Bei uns in der Beratungsstelle haben wir circa 300 Menschen im Jahr, die abhängig sind von Cannabis und ohne nicht mehr klarkommen. Von den 300 hatten 299 ein Einstiegsalter zwischen elf und 17, da haben sie angefangen zu kiffen. Und die sind dann, wenn sie erwachsen sind, irgendwann richtig abhängig davon. Ein einziger hat mit 27 angefangen und wurde dann abhängig. Wer als Jugendlicher regelmäßig kifft, der läuft Gefahr, abhängig zu werden.

Was kann man tun, um Jugendliche davon abzuhalten, Drogen zu nehmen?

Das ist eines unserer Ziele. Wenn Schulen regelmäßig Präventions-Veranstaltungen im Unterricht machen, dann kann man darüber aufklären. Es gibt eine Internetseite, die heißt "Feel ok", da könnt ihr als Jugendliche, da können eure Lehrer draufgucken. Ein Vorurteil, das wir immer hören ist, dass Jugendliche uns sagen, na ja, es kiffen doch alle. Das stimmt nicht. Und ich glaube, wenn man das in Schulklassen wie bei euch zum Beispiel mit den Lehrern vorbereitet, Aktionen zusammen macht, dass das schon dazu führen kann, dass einige die Finger davon lassen.

Warum machen Drogen süchtig?

In Drogen, da gehören übrigens Nikotin genauso dazu wie Alkohol, sind Stoffe drin, die verändern was im Gehirn. Da gibt es bestimmte Rezeptoren im Gehirn, wo bestimmte Drogen andocken. Und die verändern bestimmte Übertragungsleitungen im Gehirn. Wenn man die regelmäßig nimmt, dann sagen wir mal, wird das Gehirn faul und wartet immer darauf, dass die Drogen von außen kommen. Das ist mal das eine vom Gehirn her. Das andere, warum sowas süchtig macht, ist der Umstand: Wenn ich mich nicht wohlfühle und ich konsumiere irgendwas, dann werde ich fröhlicher, lustiger oder sonst wie, wenn man das so lernt, dass es einem mit der Droge besser geht, dann wird man natürlich auch schneller süchtig davon. Das ist jetzt psychisch süchtig. Das Problem ist, dass man so aber an den Ursachen nichts ändert, warum es einem schlecht geht.

Wie viele Menschen haben in den letzten zehn Jahren Cannabis konsumiert in Deutschland?

Das kann ich so nicht auswendig sagen. Viele. Wir gehen davon aus, dass aktuell circa zwei Prozent der Menschen in Deutschland abhängig sind. Und konsumiert haben bestimmt so 20 Prozent, sind aber nicht unbedingt abhängig. Und wir nehmen eine deutliche Zunahme wahr beim Cannabiskonsum in den letzten Jahren. Übrigens ist der Konsum von Kokain auch stark gestiegen.

Welche Drogen noch?

Diese sogenannten Partydrogen. Das sind so Amphetamine, Ecstasy, Kokain. Also alles das, was aufputscht.

Und was ist die stärkste Droge?

Das hängt von der Konzentration ab. Opiate wie Heroin sind da ganz vorne dran. Das macht schnell abhängig. Ich würde auch regelmäßigen Kokainkonsum dazu nehmen. Das macht auch schnell abhängig.  Auch diese Crack-Geschichten – das sind künstliche Amphetamine – machen schnell abhängig und man selbst baut relativ schnell körperlich ab.

An welchen illegalen Drogen sterben die meisten Menschen?

Bei der Sterblichkeit sind die Opiate vorne dabei, weil da die Überdosis relativ schnell erreicht werden kann. Zum Beispiel hat Heroin, das man im Straßenverkauf kaufen kann, einen Heroingehalt von vier bis sechs Prozent. Andersherum gesagt sind 94 bis 96 Prozent kein Heroin, sondern irgendwas. Da sind teilweise auch giftige Geschichten dabei. Und wenn jetzt dieses Heroin mal ein bisschen reiner ist, zum Beispiel acht Prozent Heroin drin sind, dann ist man sehr schnell in der Überdosis und stirbt da auch relativ schnell dran. Ein wichtiger Aspekt bei der Sterblichkeit von egal was, ist das Mischen. Also wenn ich Alkohol und Tabletten gemeinsam nehme oder Cannabis und andere Sachen. Gerade die chemischen Sachen sind relativ gefährlich. Da weiß man nie, was wie dosiert ist. Ich kann natürlich sagen: Lasst die Finger davon, von Cannabis zum Beispiel bis ihr 25 seid. Aber ich weiß, es hilft wenig, wenn ich das einfach so sage. Aber was ich gern sage: Bitte seid vorsichtig. Sowohl bei Mischungen als auch bei Alkohol. Achtet bitte in der Gruppe darauf, dass immer einer klar bleibt. Und wenn es einem schlecht geht, dann ruft den Krankenwagen. Nicht über die 110, sondern immer über die 112. Da kommt in der Regel keine Polizei dazu. Lieber zehn mal anrufen und es ist vielleicht nix passiert, als einmal zu wenig.

Vielen Dank, Herr Köpfle.

 

Dieser Artikel ist Teil des Medienprojekts der Kontext-Wochenzeitung mit der Bismarckschule in Stuttgart-Feuerbach. Zur gesamten Schulausgabe geht es hier.


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