Unser Problem ist, dass wir in der Mittagspause nicht rausgehen dürfen. Sogar mit Einverständnis der Eltern ist das an der Bismarck-Schule erst ab der neunten Klasse erlaubt. Wir finden, dass Achtklässler:innen reif genug sind, um rauszugehen. Viele in der achten Klasse sind nicht in der Mensa angemeldet und viele, die in der Mensa angemeldet sind, sagen, es schmeckt nicht. Deshalb wollen wir raus. Falls wir in der Nähe wohnen, können wir nach hause gehen und was essen oder einfach draußen essen.
Wir wollen rausgehen, damit wir frei sind. Obwohl wir eigentlich eine Mittagspause haben, fühlt es sich an, als ob wir im Knast sind und Unterricht haben. Draußen können wir Musik hören und das Handy benutzen. Weil wir draußen waren, können wir uns dann besser konzentrieren und dann sind wir im Unterricht aufmerksam, wir können dann auf Fußballplätze gehen und Fußball spielen.
Bei der Recherche haben wir ein Gerichtsurteil entdeckt. Darin steht, dass Schulen in Baden-Württemberg "16-jährigen Schülern auch ohne entsprechende Erlaubnis der Eltern gestatten" können, "das Schulgelände während der Mittagspause zu verlassen". Und: "Mit Einverständnis der Eltern gilt dies auch für Schüler unter 16 Jahren." Das hat der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg schon 1987 entschieden. Und bei den Regierungspräsidien von Baden-Württemberg steht das gleiche auf der Website: "Grundsätzlich haben die Schüler keinen Anspruch darauf, dass ihnen während der Hohlstunden oder in Pausen das Verlassen des Schulgebäudes gestattet wird. Älteren Schülern kann jedoch – mit Einverständnis der Erziehungsberechtigten – erlaubt werden, das Schulgrundstück zu verlassen, solange dies nicht mit besonderen Gefahren oder Nachteilen verbunden ist."
Sie dürfen uns also erlauben, rauszugehen. Aber sie wollen nicht.
Die Lehrkräfte können auch sagen, dass uns was passiert, aber wir sind schon reif genug, um auf uns aufzupassen und wir passen auf uns immer auf, wenn wir nach der Schule oder am Wochenende rausgehen. Die Lehrkräfte machen sich Sorgen, dass wir Mist bauen wie rauchen oder etwas klauen. Aber wenn wir Mist bauen, dann können die Lehrer:innen es mitbekommen und dann verbieten sie uns wieder, rauszugehen. Die Lehrkräfte können auch sagen, dass wir zu spät zum Unterricht kommen, weil wir nicht mitbekommen, wie viel Uhr es ist. Aber wir können doch einen Wecker auf dem Handy stellen, z.B. 15 Minuten vor Unterricht, damit wir rechtzeitig los gehen. Frau Kaiser hat uns erzählt, dass eine alte achte Klasse was geklaut hat und deswegen niemand mehr raus darf. Aber das waren nicht wir, das war die alte Klasse. Es ist unfair, dass wir auch dafür bestraft werden.
Wir können auch erst mal zwei Wochen Probe machen, um die Schule zu überzeugen und wir werden nichts klauen. Wir werden die Lehrer:innen davon überzeugen, dass wir dieses Jahr raus dürfen. Im Grundgesetz steht doch schon in Artikel 2: "Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt."
Dieser Artikel ist Teil des Medienprojekts der Kontext-Wochenzeitung mit der Bismarckschule in Stuttgart-Feuerbach. Zur gesamten Schulausgabe geht es hier.
Letzte Kommentare:
Tja die feinen Herrschaften wollen sich's halt im Opernsessel auch künftig gut gehen lassen - künstlerische Qualität ist Nebensache. Und der Durchschnitts Stuttgarter soll halt Wiederholungen und Quizz im SWR-Einschalten oder Influencern im Internet...
Meiner Meinung nach sollten alle Artikel die sich mit den Finanzen der öffentlichen Hand befassen mit einem Hinweis zu Steuergeschenken für Superreiche und dem CUM/EX und CUM/CUM Bankraub versehen werden. Geld ist mehr als genug da, es ist nur in den...
Die Kleinen und Wehrlosen müssens zahlen.... Aber für solche Irrsinnsprojekte wie die die U-Strab, mit der man sich als 'Metropole' mit eigener U-Bahn gerieren kann, dafür war und wird Geld da sein.
"Kitas sind insbesondere auf dem Land oft bei kirchlichen Trägern." Werden da den Kindern, habe ich mich schon oft gefragt, eigentlich die Hände weggezogen, wenn sie, bei sich oder bei anderen, die 'unberührbaren' Stellen anfassen...
An die Redaktion Zu Ihrem Lücke Strölin Artikel Rund um die Lücke Hegel schreibt „Das Bekannte ist darob bekannt, weil es nicht erkannt ist“. Und dann ein weiteres Zitat: „Das Ganze ist das Wahre“. Nun, was hat das mit Karl Strölin zu tun?...