Christian Friedrich Daniel Schubart
Auch der sozialkritische Dichter, Journalist und Musiker Schubart hatte Stress mit dem Herzog von Württemberg und verbrachte zehn Jahre von 1777 bis 1787 auf dem Gefängnisberg. Wegen "seiner schlechten und ärgerlichen Aufführung willen, theils wegen seiner sehr bösen und so gar Gottslästerlichen Schreibart" schmorte er in einer düsteren Einzelzelle im Schubartturm auf dem Hohenasperg. Zuvor hatte der Herzog Schubart aus seinem Wohnort, der freien Reichsstadt Ulm, nach Württemberg locken lassen, um ihn dort zu verhaften. Nachdem sich die Öffentlichkeit zunächst nicht für Schubarts Inhaftierung interessierte, wuchs das öffentliche Interesse jedoch Anfang der 1780er. Sogar Dichterkollege Johann Wilhelm Gleim setzte sich für ihn und gegen die Willkürherrschaft ein. Am Ende beugte sich Herzog Karl Eugen, ließ ihn frei und stellte ihn sogar als Direktor des Stuttgarter Hoftheaters an.
Eugen Bolz
"Diktatur ist ein Unglück", erklärte der einstige Staatspräsident von Baden-Württemberg in seiner Neujahrsansprache an Silvester 1933. Einen Monat später wurde Hitler zum Reichskanzler ernannt. Als Politiker der Zentrumspartei versuchte Bolz, den Nazis trotzdem entgegenzuwirken. Doch als er Hitler verbot, seine Wahlkampfrede am 15. Februar 1933 auf dem Schlossplatz zu halten, nahm das Schicksal des NS-Widerständlers seinen Lauf. Hitler wich auf die Stadthalle aus, sendete seine Rede übers Radio. Mittendrin wurde die Sendung unterbrochen – jemand hatte die Kabel durchgeschnitten. Damit hatte Bolz zwar nichts zu tun, trotzdem zog er fortan den Hass der NS-Spitze auf sich. Bolz wurde im April 1933 wie viele andere Personen in Baden-Württemberg von den Nationalsozialisten in sogenannte Schutzhaft genommen und auf den Hohenasperg gebracht. Nachdem er im Juli wieder freigelassen wurde, kam er 1942 mit Carl Goerdeler in Kontakt – und damit mit dem Widerstand. Er wusste um die Pläne für das Hitler-Attentat, was ihm nach dem Rohrkrepierer das Fallbeil einbrachte. Drei Monate vor Kriegsende wurde Bolz in Berlin enthauptet.
Günter Sonnenberg
Im Gegensatz zu manch anderen Häftlingen der Ausstellung ist Günter Sonnenbergs Kopf noch dran und lebendig – seit 1992 ist er auf Bewährung frei. Das ehemalige RAF-Mitglied und Ex-WG-Mitbewohner von Christian Klar und Knut Folkerts war möglicherweise in den Mord an Generalbundesanwalt Siegfried Buback verwickelt. Nachgewiesen wurde es ihm bis heute nicht. Am 3. Mai 1977 war er mit Verena Becker in Singen unterwegs, schoss bei einer Personenkontrolle mehrfach auf einen Polizisten. Kurz darauf wurden Sonnenberg und Becker verhaftet, wobei ihn eine Kugel im Kopf traf. Schwer verletzt kam er ins Justizvollzugskrankenhaus auf den Berg. Nach den Selbstmorden von Baader, Ensslin und Co. in Stammheim sorgte man nun für bizarre persönliche Kontrollmaßnahmen. So brannte rund um die Uhr Licht in Sonnenbergs Zelle. Zusätzliche Stahlblechtüren mit zwei Sicherheitsschlössern wurden installiert, die Decke des Haftraumes mit Baustahlgewebe eingelassen, sogar die Decke über dem Klo bekam eine Betonauflage. 1992 ließ ihn Bundesjustizminister Klaus Kinkel auf Bewährung frei.
Info:
Insgesamt 23 Biografien, Originalobjekte und Dokumente geben Einblick in das legendäre Gefängnis und erzählen von Fürstenwillkür, Verfolgung, Schuld und Unschuld. <link https: www.hdgbw.de ausstellungen hohenasperg>Das Museum "Hohenasperg – ein deutsches Gefängnis" hat seit Ende März und noch bis 6. November geöffnet, und zwar donnerstags bis sonntags und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr.
1 Kommentar verfügbar
Ingeborg Schauer
am 28.04.2016Ein großes Lob gilt dem Haus der Geschichte für dieses vorbildlich eingerichtete Museum.
Besonders der Leseraum mit der Möglichkeit zu weiteren Recherchen ist…