André Freidler kennt jede Kurve der schmalen Straße auf der Schwäbischen Alb. Rechts ziehen Äcker, links Wacholderheide mit Kalksteinfelsen und Fichten vorbei. Freidler ist unterwegs von der Alb-Gold-Firmenzentrale in Trochtelfingen zum 25 Kilometer entfernten Steighof südlich von Münsingen. Dort will er Bioland-Bauer Frank Siefert und Müller Traugott Götz treffen. Zusammen haben die drei ein Experiment gewagt, über das konventionelle Landwirte nur den Kopf schüttelten: Hartweizenanbau auf der rauhen Schwäbischen Alb - im Gegensatz zum Weichweizen braucht diese Sorte wenig Niederschlag und heiße Sommer.
André Freidler trägt Wollpullover, Daunenjacke und Chinohose. Er ist erst 26 Jahre alt, durch seine feinen Gesichtszüge und den blassen Teint wirkt er jünger. Seit dem Tod seines Vaters im Jahr 2010 führt er mit seinem Bruder und seiner Mutter das Familienunternehmen weiter. Innerhalb von knapp 50 Jahren ist Alb-Gold mit seinen Tochterunternehmen Teigwaren Riesa und Seitz zum zweitgrößten Nudelhersteller in Deutschland gewachsen.
Freidler nimmt die Einfahrt zu den Steighöfen. Er hat ein kleines Geschenk für seine Kollegen. Der strenge Geruch von Kuhstall dringt ins Innere des Golfes. "Mein Acker bleibt gentechnikfrei" steht auf dem Schild an einem verwitterten Holzzaun. Ähnlich lautet die Devise von Alb-Gold. Ihre Produkte sollen nicht mit der sogenannten grünen Gentechnik in Berührung kommen. "Die Risiken sind noch nicht ausreichend erforscht. Außerdem sind wir gegen die Monopolisierung von Saatgut, wie sie durch Firmen wie Monsanto, Syngenta und DuPont schon viel zu weit vorangetrieben wurde", sagt Freidler.
Nudelhersteller verzichtet bewusst auf Gentechnik
Als gentechnisch veränderte Rohstoffe auf den Markt drängten, suchte sich das Unternehmen Lieferanten, die auf den Einsatz von Gentechnik verzichten - und zwar bis hin zum Futtermittel. Denn selbst wenn derzeit kein gentechnisch verändertes Saatgut in Deutschland angebaut werden darf, gibt es doch fast 50 Sorten, die importiert werden dürfen. Gentechnisch veränderte Rohstoffe in Lebensmitteln müssen nicht gekennzeichnet werden, wenn sie weniger als 0,9 Prozent ausmachen oder Inhaltsstoffe von Tieren enthalten, die mit gentechnisch veränderten Futter ernährt wurden. Der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde e.V. schätzt, dass in Deutschland zwischen 60 und 70 Prozent der Lebensmittel auf unterschiedliche Weise mit Gentechnik in Berührung kommen.
Seit 2008 ist Alb-Gold als erster Nudelhersteller in Deutschland mit dem Siegel "Ohne Gentechnik" zertifiziert. "Uns ist sehr wichtig, dass unsere Partner unsere Philosophie mittragen und die gleichen Überzeugungen haben", sagt André Freidler. Wenn es etwas zu bereden gibt, kann er einfach mal hinfahren. Mit Bauern in Frankreich oder Kanada ist das schwieriger. Der persönliche Kontakt ist einer der Gründe, warum Alb-Gold seine Rohstoffe am liebsten in der Region kauft.
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Pühchen
am 22.03.2014