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Hexenjagd in Oberschwaben

Feiglinge

Hexenjagd in Oberschwaben: Feiglinge
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Drei widerständige Frauen saßen im Gemeinderat von Wain, Oberschwaben. Dann wurden sie bedroht. Das Finale war der Mord an drei Strohpuppen, der die kleine Gemeinde im Mai dieses Jahres aufscheuchte.

Die Strohpuppen, drei "Hexen", hingerichtet auf dem ehemaligen Galgenberg, standen stellvertretend für drei Gemeinderätinnen. Die hatten die gewohnte Ruhe des Gemeinderats im hübschen Ort Wain, Landkreis Biberach, durch Widerspruch und eigene und vor allem abweichende Meinung gestört. Wo anderen für den amtierenden Bürgermeister Stephan Mantz stets nur Lob und Bewunderung übrig hatten, stellen die drei Rätinnen – Lotte Obrist, Julia Freifrau von Herman, genannt "die Baronin", und Faiza Gummersbach – ihn das ein oder andere Mal in Frage, gleichfalls Entscheidungen des Gemeinderats und das auch noch öffentlich. Als es um den Bau neuer Lagerhallen ging beispielsweise oder die Nutzung einer Online-Plattform zur Vergabe von Bauplätzen.

Den Räten und dem Stadtoberhaupt, vor allem Geschmeidigkeit gewohnt, passte das nicht. Erst gab es Diskussion, dann Streit, dann böses Blut. Und wie es in kleinen Orten nun mal so ist, sprach sich all das herum, blieb nicht ohne Widerworte und die ganze Chose schaukelte sich unter fleißiger Beteiligung der Lokalzeitungen hoch zu einem ausgewachsenen Kleinkrieg in ländlicher Kulisse. Auf dem Klimax der Auseinandersetzung kamen also die Puppen ins Spiel. Sie sollten ein Maischerz sein, der letztlich in polizeilichen Ermittlungen endete und den Rücktritt der drei Rätinnen von ihren politischen Ämtern zur Folge hatte.

Ausgabe 481, 17.6.2020

Hexenjagd

Von Anna Hunger

In der kleinen Gemeinde Wain in Oberschwaben saßen drei widerständige Frauen im Gemeinderat. Bis jemand ein Massaker an drei Strohpuppen verübte.

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Ist nun Ruhe eingekehrt in Wain? Bürgermeister Mantz sagt: "Absolut." Er habe nichts mehr gehört von den drei Frauen, die sich bisher kaum öffentlich zur Sache äußern wollten. Auch aus Angst. Allerdings habe die Polizei den Maibaum, den die WainerInnen ihrem Schultes abseits vom missglückten Maischerz gewidmet hatten, konfisziert. Wegen Fingerabdrücken. Die Staatsanwaltschaft ermittelt derweil noch. Selbstverständlich "umfangreich", so heißt es, und wegen "Bedrohung und/oder Beleidigung", erst gegen drei, nun gegen fünf Tatverdächtige im Alter zwischen 20 und 50 Jahren. Wer es aber nun war, weiß auch Stephan Mantz nicht.

Eine gewagte Überlegung zum Schluss: Errechnet man den Altersdurchschnitt der Verdächtigen, kommen 35 Jahre dabei raus. Mit 35 und mehr als einem halben Jahr Bedenkzeit dürfte man so erwachsen sein, zuzugeben, dass – wer auch immer – puppenmäßig wohl etwas über die Stränge geschlagen hat. Auch eine Entschuldigung wäre eine Idee. Feiglinge.


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