Die Strohpuppen, drei "Hexen", hingerichtet auf dem ehemaligen Galgenberg, standen stellvertretend für drei Gemeinderätinnen. Die hatten die gewohnte Ruhe des Gemeinderats im hübschen Ort Wain, Landkreis Biberach, durch Widerspruch und eigene und vor allem abweichende Meinung gestört. Wo anderen für den amtierenden Bürgermeister Stephan Mantz stets nur Lob und Bewunderung übrig hatten, stellen die drei Rätinnen – Lotte Obrist, Julia Freifrau von Herman, genannt "die Baronin", und Faiza Gummersbach – ihn das ein oder andere Mal in Frage, gleichfalls Entscheidungen des Gemeinderats und das auch noch öffentlich. Als es um den Bau neuer Lagerhallen ging beispielsweise oder die Nutzung einer Online-Plattform zur Vergabe von Bauplätzen.
Den Räten und dem Stadtoberhaupt, vor allem Geschmeidigkeit gewohnt, passte das nicht. Erst gab es Diskussion, dann Streit, dann böses Blut. Und wie es in kleinen Orten nun mal so ist, sprach sich all das herum, blieb nicht ohne Widerworte und die ganze Chose schaukelte sich unter fleißiger Beteiligung der Lokalzeitungen hoch zu einem ausgewachsenen Kleinkrieg in ländlicher Kulisse. Auf dem Klimax der Auseinandersetzung kamen also die Puppen ins Spiel. Sie sollten ein Maischerz sein, der letztlich in polizeilichen Ermittlungen endete und den Rücktritt der drei Rätinnen von ihren politischen Ämtern zur Folge hatte.
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