Die Tochter vieler Anstifter könnte sie sein, die 33 Jahre junge Fatuma Abdulkadir Adan. Ihre Friedenspreisträgerin 2011. Und wie es mit Töchtern so ist, liebt man sie umso mehr, wenn sie etwas tun, was die Alten nicht (mehr) können. Kämpfen zum Beispiel. Beifallsstürme, Bewunderung bis hin zur Verehrung – von allem hat Fatuma viel bekommen im voll besetzten Stuttgarter Theaterhaus, als sie erzählte, wie sie groß geworden ist im Norden Kenias. Wo die Jungen nur den einen Wunsch haben, Krieger zu werden, und die Mädchen nur etwas wert sind, wenn sie zur Hochzeit möglichst viele Kühe erhalten.
Fatuma hat den anderen Weg gewählt. Drei Heiratsangebote hat sie ausgeschlagen, trotz hundert Rindviechern, und ist nach Nairobi zum Studieren gegangen. Jura musste es sein, weil sie den Rechtlosen zu ihrem Recht verhelfen wollte. Die erste Anwältin im Norden Kenias sollte daraus werden, doch dann hat sie es vorgezogen, "von einem Dorf zum andern" zu laufen, um mit den Mädchen und Jungen aus verschiedenen Stämmen Fußball zu spielen. Das gemeinsame Kicken, so hat sie schnell gelernt, hilft mehr als Paragrafen und kann tatsächlich bewirken, was Funktionäre gerne in ihren Propagandabroschüren behaupten: Fußball kann zusammenführen.
Susanne Babila, die engagierte SWR-Filmemacherin, hat die zierliche Frau gewürdigt. Ihre Bescheidenheit und Stärke, ihren unerschütterlichen Glauben an Gerechtigkeit, Solidarität und Nächstenliebe. Und sie hat ihr gedankt für die "Herkulesarbeit für den Frieden", der in dieser Region so selten ist wie das Wasser. Warlords, Imame und Beschneiderinnen – für sie ist die "einfache Nomadin" (Fatuma über Fatuma) eine leibhaftige Provokation, aber ohne oder gegen sie verändert sich nichts. Deshalb muss sie mit ihnen reden, sie an einen Tisch holen und ihnen immer wieder sagen, dass sie nicht als Gabra oder Borana oder Rendile spreche, sondern als Mensch. Der Fußballplatz ist dafür ein guter Boden.
Und das Theaterhaus eine gute Bühne, der Welt draußen zu zeigen, wie das eine mit dem anderen zusammenhängt. Kinder in Nordkenia, sagte sie, sind Soldaten, weil es Waffen im Überfluss gibt. Und woher kommen die Waffen? Aus Europa zum Beispiel. Solange es diese Industrie gebe, solange werde der Krieg in ihren Dörfern nicht aufhören, erläuterte Fatuma, und in diesem Augenblick war zu spüren, wie viel Kraft es kostet, die Hoffnung zu behalten. (Ein Glück, dass Breitschulter und Anstifter Ebbe Kögel neben ihr stand).
Susanne Stiefel, die Kontext-Autorin, hat diese mutige Frau entdeckt, als sie für Peace Counts, ein Projekt der Agentur Zeitenspiegel, in Kenia war. Sie hat über Fatuma geschrieben (<link _blank internal-link>Die Ballkönigin) und die Anstifter für sie begeistert. Der Dank von Laudatorin Babila galt deshalb auch unserer Reporterin. (jof)
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