"Wir bauen hier 18 Wohnungen für sieben Millionen Euro und müssen noch eine Million zusätzlich für die Scheuer aufbringen", erklärt Otto. Die Scheuer: Das ist durchaus ein Herzensanliegen der Genossenschaft. Ein denkmalgeschützter Bau aus dem Jahr 1678, der zur neuen Ortsmitte werden soll und insofern über ein Alten-Wohnprojekt hinaus für den ganzen Ort von Interesse ist: "Unser Wohnzimmer", wie man in Unterjesingen sagt.
Aber woher soll die Genossenschaft, in Zeiten schier unbezahlbarer Baukosten und Zinsen, die Mittel nehmen? Bis zu 100.000 Euro hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz in Aussicht gestellt. Auch das Landesdenkmalamt könnte helfen. Doch die denkmalgerechte Sanierung und der Umbau zu einem Veranstaltungsort sind damit noch nicht finanziert.
Die Banken fordern Sicherheiten: Sie wollen wissen, wie viel Geld da ist, bevor sie einsteigen. Nach drei vergeblichen Versuchen erklärte sich schließlich die Kreissparkasse Tübingen zu einem Kredit über die Hälfte der Baukosten bereit. Allerdings zu einem hohen Zinssatz von 4,1 Prozent. Private Häuslebauer zahlen nur 3,3 Prozent. Könnt ihr die Wohnungen nicht teurer vermieten?, wollten die Bank-Leute wissen. Nein, geht nicht. Die Stadt Tübingen verlangt, dass sie im Bereich des Mietspiegels liegen und ein Anteil an Sozialwohnungen dabei ist.
Sparen durch Eigenarbeit
Das Projekt richtet sich nicht ausschließlich an Senior:innen: "Unterjesingen. Gut. Leben. In jedem Alter!" lautet der volle Name der Genossenschaft. Potenzielle künftige Bewohner:innen verstehen oft nicht, warum sie zuerst Genossenschaftsanteile erwerben und dann auch noch Miete zahlen sollen. Dass Mitglieder einer Wohnungsbaugenossenschaft nicht nur Mieter, sondern zugleich ihr eigener Vermieter sind, ist auch anderswo nicht immer allen klar.
Als "Haupt-Thema" Unterjesingens hat Alexander Muders, der neue Ortsvorsteher, das Wohnprojekt bezeichnet, das tatsächlich schon vor elf Jahren mit zwei Machbarkeitsstudien und einer Bürgerbeteiligung begann. Die Grundstücke gehörten der Stadt Tübingen und der kommunalen Wohnungsgesellschaft GWG. Ende Mai hat die Genossenschaft sie erworben. Das war dringend nötig, um anfangen zu können. Denn sonst wäre die Landes-Förderung, verlängert bis 30. Juni 2025, verfallen.
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