Wer die steinerne Erinnerung an die zwei SS-Einheiten entfernt hat und warum, ist nicht bekannt. Schriftliche Anfragen beantworteten weder der Schlosseigentümer Götz Freiherr von Berlichingen noch der prominente Schlossbewohner Bundespräsident a. D. Roman Herzog (CDU). Mit großer Wahrscheinlichkeit hängt ihr Verschwinden <link http: www.kontextwochenzeitung.de pulsschlag schweigen-auf-der-burg-1977.html _blank>mit dem Artikel "Schweigen auf der Burg" in der Kontext:Wochenzeitung zusammen. Fakt ist: Die Gedenksteine für die SS-Divisionen "17. Panzergrenadierdivision Götz von Berlichingen" und "Panzerdivision Wiking" wurden kurz nach der Veröffentlichung beseitigt.
Nun gibt es auf dem Schlossgelände in Jagsthausen keine "Kranzabwurfstelle für SS-Fans" mehr, so Siegfried Hubele. Der Antifaschist aus Schwäbisch Hall berichtet: "Nach unseren Informationen hat die Familie aus dem Geschlecht der Berlichinger die Steine vor Kurzem entfernen lassen. Ob die SS-Gedenksteine nur von diesem heiklen Ort der Erinnerung (...) entfernt wurden und an einer anderen, weniger öffentlichen Stelle aufgebaut werden – oder ob die Steine auf dem Müll der Geschichte gelandet sind, werden wir sicherlich bald in Erfahrung bringen können."
Angst vor öffentlicher Debatte über die SS-Gedenksteine
Als Mitglied der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) und Sprecher der KZ-Gedenkstätte Schwäbisch Hall-Hessental setzt sich Hubele seit vielen Jahren für ein angemessenes Gedenken an die Opfer der NS-Gewaltherrschaft ein. "Dass sich weder die Gemeinde noch der Von-Berlichingen-Clan über Jahre hinweg an den Gedenksteinen für die verbrecherische SS gestört haben, lässt tief blicken", meint Hubele. "Womöglich wollte es sich die Gemeinde nicht mit dem Adelsgeschlecht verderben, was auch ökonomische Folgen haben könnte. Jedenfalls wollten Gemeinde und der Adel in Jagsthausen keine größere öffentliche Debatte über die SS-Steine, nachdem in Kontext kritisch darüber berichtet wurde", erklärt Hubele.
Im Raum Schwäbisch Hall erinnert sich der Antifaschist noch an einen Gedenkstein in Ruppertshofen bei Ilshofen. Bis Ende der 1970er-Jahre habe es dort auf einem kleinen, abgegrenzten Teil des Dorffriedhofs Gedenkfeiern von ehemaligen Angehörigen der SS gegeben, an denen auch der örtliche Posaunenchor teilnahm. Anschließend wurde in einer Dorfwirtschaft das Kameradentreffen zelebriert. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei die SS-Veteranenorganisation HIAG (Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS) bundesweit unterwegs gewesen, um solche "Heldengedenkstätten" für die SS einzurichten, sagt Hubele. Von den rund 250 000 Veteranen der Waffen-SS in der Bundesrepublik waren nach Schätzungen bis zu 70 000 zeitweise im HIAG-Bundesverband organisiert.
3 Kommentare verfügbar
Hx
am 04.09.2014dadurch das JournalistInnen wie sie den Finger in die Wunde legen wird den ,leider zunehmenden, Rechtsromantikern die Spielwiese entzogen.
Bloss nicht uneterkriegen lassen.
Mit antifaschstischem Gruss,
Hx
(bitte einmal kontaktieren, danke)