KONTEXT:Wochenzeitung
KONTEXT:Wochenzeitung

Oachkatzlschwoaf

Oachkatzlschwoaf
|

Datum:

Ja, Kreizkruzifix! Oder auch: Respekt! Da hat sich nämlich einiges getan im Heimatministerium, seit unser Autor der breit aufgestellten Männerriege auf die Finger geschaut hat. Eine vorweggenommene Neujahrsansprache.

Vor allem, sagt unser gut gelaunter Minister Seehofer bei seiner Neujahrsansprache, sei es insgesamt mehr Heimat geworden. Was nämlich bisher im Weg stand, also zum Beispiel Bäume oder sowas, das wurde sauber weggefällt, wegen der besseren Aussicht und überhaupt. Außerdem werden jetzt Dialektabweichungen, also vor allem verbale Ausritte ins Hochdeutsche, nicht mehr als Ordnungswidrigkeit, sondern als Straftat geahndet, und da sei er sich sogar mit dem BW-Anführer Kretschmann sowas von einig. Aber, so setzt unser Seehofer mit seinem charmant schnorchelnden (und inzwischen patentierten!) Lachen hinzu, man dürfe natürlich nicht bloß strafen, man müsse auch fördern.

Soldat in Afghanistan mit Kindern

Seehofer wird’s richten

Ausgabe 366, 04.04.2018
Von Rupert Koppold

Das neue Heimatministerium ist extrem breit aufgestellt. Das zeigen schon die ersten Bilder aus Horst Seehofers neuem Reich in Berlin. Eine ebenso extreme Betrachtung über Männer, Plateausohlen und Hostien mit Geschmack.

Beitrag lesen

Wer also beispielsweise das oft versaubeutelte Wort "Oachkatzlschwoaf" hinkriegt, und zwar bei einer offiziellen Anhörung, der kriegt eine Steuerermäßigung, die sich aber sowas von gewaschen hat. (Wahlweise eine lebenslange Ausnahmegenehmigung für alle BMW-Dieselklassen, auch die zukünftigen!) Das diesbezügliche Gesetz ist übrigens intern als Lex Söder bekannt, weil unser Seehofer aus seinem Heimatmuseum, äh, Heimatministerium heraus nämlich misstrauisch beobachtet hat, wie sich "dieser intrigante Franke" als Ministerpräsident Bayerns sprachlich ins Bairische einzuschleichen versucht. Aber nicht mit ihm, dem Seehofer! Die Söder-Vorladung zum "Oachkatzlschwoaf"-Test gehe nämlich gerade raus, und danach, wie der Ami sagt: Impietschment!

Im besinnlichen Teil seiner Ausführungen gibt Seehofer großzügig zu, dass auch der Ausländer eine Heimat hat, bloß halt nicht bei uns. Das sei eher so ein Gebiet da unten beziehungsweise da draußen, "wo er halt so haust". Auch in Sachen Frauen ist unser Seehofer tolerant, er habe nach Kritik aus den üblichen Dschenderwahn-Kreisen jetzt auch schon ein paar Exemplare im Heimatmysterium, äh, also im Heimatministerium ausprobiert. Gut, ja, er gesteht das sofort ein, das war bisher bloß im Fasching und es waren seine kernigen Burschen, die da aus ihren Lederhosen aus- und ins Dirndl hineingestiegen seien. Eine dermaßene Gaudi! Aber im neuen Jahr, beim Oktoberfest-Betriebsausflug des Ministeriums, da könnte die Dirndl-Quote sogar noch erhöht werden und... Der Rest der Seehofer-Rede geht im tosenden Beifall unter.


Gefällt Ihnen dieser Artikel?
Unterstützen Sie KONTEXT!
KONTEXT unterstützen!

Verbreiten Sie unseren Artikel
Artikel drucken


0 Kommentare verfügbar

Schreiben Sie den ersten Kommentar!

Kommentare anzeigen  

Neuen Kommentar schreiben

KONTEXT per E-Mail

Durch diese Anmeldung erhalten Sie regelmäßig immer Mittwoch morgens unsere neueste Ausgabe unkompliziert per E-Mail.

Letzte Kommentare:






Die KONTEXT:Wochenzeitung lebt vor allem von den kleinen und großen Spenden ihrer Leserinnen und Leser.
Unterstützen Sie KONTEXT jetzt!