Doch Japans Ministerpräsident Shinzo Abe sagt: "Die Lage ist unter Kontrolle." Anderes kann er kaum sagen, denn er will die 51 noch immer stillgelegten AKW wieder ans Netz bringen, auch wenn zwischen 70 und 80 Prozent der Japaner heute dagegen sind. Dass die Atomenergie auch in Japan problemlos zu ersetzen ist, zeigt ein Blick auf die derzeitige Stromerzeugung: nur noch 0,9 Prozent des japanischen Stroms werden zurzeit aus drei Atomkraftwerken geliefert.
Beim Stromsparen haben die Japaner in den letzten sechs Jahren eine beeindruckende Leistung des Gemeinsinns vollbracht: Der Strom von 13 AKW wurde schlicht eingespart, und Solaranlagen ersetzen während der sommerlichen Stromlastspitze bereits mehr als zehn AKW. Allmählich kommt auch die Windenergie in Fahrt. Bei der "1. World Conference Community Power" im letzten November spreche ich am Abend mit dem Bürgermeister von Fukushima und stelle den Zusammenhang zwischen ziviler und militärischer Atomnutzung her, den Zusammenhang zwischen Hiroshima, Nagasaki und Fukushima. Gerade die Japaner wissen, dass es keine Atombomben geben kann ohne den Stoff, den ein AKW produziert.
Viel Zustimmung bekomme ich für diesen Satz: "Ohne AKW keine Atombombe. Und solange es Atombomben gibt, besteht die Gefahr von Atomkriegen. Ein Atomkrieg wäre der letzte Krieg in der Geschichte der Menschheit. Denn danach gäbe es keine Menschen mehr, die noch Kriege führen könnten." In Japan wird dieser Zusammenhang besser verstanden als sonst wo auf der Welt. Hiroshima, Nagasaki, Fukushima – Wenn wir überleben wollen, werden wir ein elftes Gebot lernen müssen: Du sollst den Kern nicht spalten!
Franz Alt, Jahrgang 1938, engagiert sich seit vielen Jahren für ökologisches Wirtschaften. Die Bücher des früheren SWR-Journalisten (bis 2003) wurden in zwölf Sprachen übersetzt und erreichten eine Auflage von zwei Millionen.
Seine Homepage ist hier zu finden.
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Ralf
am 04.04.2017