Bernhard Häußler ist auch als Zeuge ein beflissener Mensch. Akribisch hat er sich vorbereitet auf seinen Auftritt an jenem 29. Oktober 2014, als er morgens um neun in den Zeugenstand der 18. Großen Strafkammer des Landgerichts Stuttgart tritt, vor der zwei Polizeiführer angeklagt sind; sie sollen mitverantwortlich dafür sein, dass am 30. September 2010, am Schwarzen Donnerstag im Stuttgarter Schlossgarten, mehrere Menschen durch den Einsatz von Wasserwerfern teils schwere Kopfverletzungen erlitten haben. Wenn sich einer auskennt in der Materie, dann ist es Häußler: Der ehemalige Leiter der politischen Abteilung 1 der Staatsanwaltschaft Stuttgart hat die Ermittlungen in Gang gesetzt, sie zum Teil selbst geführt, und er war zur Tatzeit am Tatort. Einen besseren Zeugen kann sich ein Gericht kaum wünschen, theoretisch zumindest.
Praktisch ist Häußler ein rundherum schwieriger Zeuge, der im Verlauf dieses ganzen Verhandlungstags, den seine Vernehmung dauert, beinah mehr Komplikationen schafft als offene Fragen beantwortet (<link http: www.kontextwochenzeitung.de politik melden-macht-frei-2551.html _blank external-link>Kontext berichtete). Zu sehr drängen bei dem Mann, der sich da schon seit zwei Jahren im vorgezogenen Ruhestand befindet, die eigene Eitelkeit in den Vordergrund und das Rechtfertigungsbedürfnis desjenigen, der für viele im voll besetzten Gerichtssaal eine Reizfigur ist, sich selbst aber eher als Opfer einer Hetzkampagne sieht. Und der genau aufpassen muss, was er sagt, denn eben jener Vorwurf an die beiden Angeklagten, nicht eingegriffen zu haben, als die Wasserwerfer aus vollen Rohren auf Kopfhöhe schossen, den könnte man auch Häußler machen.
Denn das haben der Wasserwerferprozess (und ein in Kontext veröffentlichtes Foto aus dem Park) erst ans Licht gebracht: Häußler war – entgegen früheren Aussagen – zusammen mit dem damaligen Stuttgarter Polizeipräsidenten und Einsatzleiter, Siegfried Stumpf, just zu dem Zeitpunkt im Park, als die Lage eskalierte und es Verletzte gab. Gegen Stumpf werden deshalb in jenem Herbst 2014 neue Ermittlungen geführt; später wird er einen Strafbefehl akzeptieren und fortan als vorbestraft gelten.
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Kornelia
am 22.06.2016AUCH deswegen habe ich mich soo über die…