Knapp einen Monat vor der Bundestagswahl sah es so aus, als würde der Wahlkreis Stuttgart 1 zum spannendsten in Baden-Württemberg werden: Eine Prognose des Hamburger Wahlforschungsinstituts election.de ließ ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen CDU-Kandidat Stefan Kaufmann (34 Prozent) und Grünen-Kandidat Cem-Özdemir (32 Prozent) erwarten, deutete aber auch an, dass der Kandidat der Stuttgart-21-Gegner Frank Schweizer (1,5 Prozent) dem Grünen entscheidende Stimmen auf der Zielgeraden abziehen könnte.
Fern jeglicher Aussichten auf ein Direktmandat sah das Institut indes SPD-Kandidatin Ute Vogt, die bei 18 Prozent dümpelte, auch wenn es Anfang August so schien, als wolle sie sich mit tierischer Hilfe aus dem Stimmentief ziehen lassen: Die Geschichte ihrer entlaufenen und neun Tage später wieder glücklich gefundenen Hündin Gretel schaffte es bis in die "Bild", was von den Grünen als "Guerillamarketing" beargwöhnt wurde. Ein schöner Kessel Wahlkampf-Buntes also, der geradezu nach einer grafischen Kommentierung schrie und danach, die bisweilen inflationäre Sport-Metaphorik der Berichterstattung auch visuell umzusetzen.
Frank Schweizer fragte kurz nach der Veröffentlichung an, ob er die Karikatur auf seine Homepage stellen könnte, die übrigen Kandidaten ließen die im Vergleich zum realen Wahlkampf sehr wohlwollende Darstellung ihrer Dynamik hingegen unkommentiert. Am 22. September hielt sich das Wahlverhalten der Stuttgarter dann leider nicht an die Karikatur, das Foto-Finish blieb aus. Özdemir kam mit 27,5 Prozent weit abgeschlagen hinter Kaufmann (42 Prozent) ins Ziel, und die Schnürsenkel hatten er und seine Partei sich schon ausreichend selbst gelockert.
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