An einem sonnigen Nachmittag steht Jochen Kopp in der Versandhalle seines Verlags, sie ist grau und karg mit haushohen Metallregalen. Das Buch "Schwarz auf weiß" stapelt sich an einem Fließband, es ist eine Schrift über "hochdramatische Abläufe einer schier unglaublichen Geheimpolitik". Jochen Kopp ist der Chef des Kopp-Verlags in Rottenburg am Neckar, 40 Kilometer südlich von Stuttgart, viel Fachwerk, kleine Gässchen, eine Stadt wie ein Spitzendeckchen. Er ist Herr über 5000 Quadratmeter Verschwörungstheorie, Ufoliteratur, Eurokritik und eine Menge Rechtspopulismus. Seine Topseller im Eigenverlag heißen "Geheimbasis Area 51", "Eine Welt ohne Krebs – die Geschichte des Vitamin B 17 und seiner Unterdrückung" oder "SOS Abendland – Die schleichende Islamisierung Europas". Hinter der Versandhalle beginnen Felder und Wiesen, eine kleine weiße Kirche steht auf einem saftig grünen Berg in der Sonne. Aus Jochen Kopps Aussicht könnte man eine Postkarte machen.
"Das Hauptquartier der deutschen Spinner" titelte 2011 das Nachrichtenportal "News.de" über seinen Verlag. "Quatsch mit brauner Soße", nannte die "AG Entschwörung", eine Antifa-Gruppe, einen Sonderdruck zu Kopp. Seine Gegner sagen, Kopp verbreite Geschichtsrevisionismus und Nazipropaganda, weil er in seinem Verkaufsprogramm neben eigenen Büchern auch eine Vielzahl Publikationen aus rechten Verlagen wie dem Tübinger Grabert-Verlag, Ares, Arnd oder Pour le Mérite verkauft und auf seinem Online-Auftritt "bewegende Augenzeugenberichte" von Mitgliedern der Totenkopf-SS anpreist. Kopp selbst sagt, er verkaufe "unterdrückte Wahrheiten". Ansonsten, das ist ihm wichtig, biete er das komplette Programm der Datenbank "Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB)" an, geführt vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Auch Gregor Gysi sei im Programm.
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Klaus Abt
am 22.04.2017