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Toppen, schoppen oder stoppen?

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In der guten Stube von meiner Omi Glimbzsch in Zittau, die nur sonntags genutzt wurde, gab's hin und wieder Pferdefleisch. Kein Mensch hätte da ein Komplott der Konsumgenossen vermutet – es hat geschmeckt. Von Ekel zerfressen bin ich nur, wenn ich sehe, wie die Hühner gehalten werden, primitiv vom Menschen, und die Schweine sich die Ohren und Schwänze abfressen lassen, weil wir Artgenossen am Eisbein interessiert und am Gelde.

In der guten Stube von meiner Omi Glimbzsch in Zittau, die nur sonntags genutzt wurde, gab's hin und wieder Pferdefleisch. Kein Mensch hätte da ein Komplott der Konsumgenossen vermutet – es hat geschmeckt. Von Ekel zerfressen bin ich nur, wenn ich sehe, wie die Hühner gehalten werden, primitiv vom Menschen, und die Schweine sich die Ohren und Schwänze abfressen lassen, weil wir Artgenossen am Eisbein interessiert sind und am Gelde. Am Gelde lag's auch bei Omi Glimbzsch, und am allgemeinen Mangel, was man bei den Schweinen nicht sagen kann.

Mein Freund Al kommt aus einer schottischen Arbeiterfamilie und erzählt, dass die Armen runter sind zum Hafen in Aberdeen, wenn die Fischer mit dem Fang einliefen. Damals haben die nicht, sagt er, draußen sortiert auf See und das Kroppzeug über Bord gehen lassen. Damals wurde – der Mangel! – alles eingefahren. Und was man dann wegwarf, grabschten sich die Armen. Da war, anders als heute, kein Hauen und Stechen, jede bekam was vom Fang.

Und die Mutter vom Al brachte vor fünfzig Jahren schon prächtige Flundern oder Schellfische heim, frischer geht's nicht, für nix und wieder nix! Man musste nur den Makel übersehen – manchmal faustgroße Krebsgeschwüre am Fisch. Für die meisten was Ekelhaftes, zum Erbrechen – aber eben gut genug für die Armen, die mit kräftigem Schnitt ihren Ekel den Hühnern vorwarfen. Wer für 25 Euro (plus Flughafengebühr) nach Aberdeen fliegt, sieht im Hafen allenfalls die europäischen Fischfanghüter, die für großmaschige Netze sorgen und dafür, dass der Fang nicht den Armen in die Hände fällt, sondern dem Meer. Lehrfischer.

Ich krieg beim Aldi um die Ecke ein Kilo Sellerie für 1,19 Euro. Hühnerfleisch werfen sie mir nach, angeschimmeltes Obst kommt kistenweise in den Container hinterm Laden. Dort holen sich die Freunde von Peter Hartz nach Feierabend ihren Anteil am guten Leben – iss mehr Obst, und du bleibst gesund. Vier Brötchen ein Euro, das Backzeug kommt meiner Schätzung nach aus Tunesien, die kriegen dafür was ab von unserer Demokratie. Wenn der Lebensmittelbranche jemand dumm kommt – siehe den Aufklärerfilm "Water makes Money" –, dann kommt das Sandmännchen oder der Staatsanwalt.

Peter Grohmann.Inzwischen fliegen wir wie die Erdbeeren im Winter übers Meer – höher, schneller, weiter, besser. Wenn das nicht geht in Tegel, werden wir grob. Mit dem Intercity von übermorgen fahren wir ins Konzert zur Elbphilharmonie. Ob Grube oder Kefer dann mit den Bahn-Aufsichtsräten wegen Stuttgart 21 noch in Untersuchungshaft sitzen, ist mir so was von egal – Hauptsache, mein Sellerie bleibt preislich auf heutigem Niveau. Übrigens – für 1,19 pro Kilo würd ich mich nicht bücken! Der Pole schon. Und der Tunesier auch.

 

Peter Grohmann ist Kabarettist und Gründer des Bürgerprojekts Die Anstifter.

 


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