In meiner Tageszeitung nimmt das Weiß eh zu wie das bildhafte Gestalten. Mit dem Weiß meine ich größer werdenden Ränder einer Zeitungsseite, den luftigen Durchschuss – man muß praktisch fürs gleiche Geld viel weniger lesen und ist mit seiner Zeitung schneller durch. Aufgefallen ist mir natürlich auch, dass die Pressefotos immer größer werden, ihr Informationswert und der dazu gehörende Text dafür immer bescheidener. Ganz zu schweigen davon, dass viele Fotos erkennbar aus den PR-Büros der Börsen, Versicherungen, Messeveranstalter oder Autohersteller kommen oder ihre gepamperte Abfallprodukte sind, die den Fotoagenturen vor die Tür gekippt werden.
Klar, Leute, mit dem Inhalt nimmt auch der Anteil der Anzeigen ab. Todesanzeigen überwiegen deutlich bei dieser medialen Wetterlage und künden vom Zeitungssterben. Schad wär's nicht, ich hab' ja Kontext, könnte ich jetzt sagen, aber das ist mir denn doch zu wenig. Der alte Erich Schairer, längst im Himmel, denn unten tät er sich Grabe rumdrehen, einstens einer der Herausgeber der Stuttgarter Zeitung, war ein Freund scharfer und klarer Worte – und ein Gegner von Anzeigen. Frei sollt die Presse sein, und unabhängig und aufklärerisch, gegen den Stachel sollt sich löcken. Kontext hätt er also gemocht. 1933 wurde ihm in seiner "Sonntagszeitung" von den Nazis die Politik verboten – heute bedarf es solcher Verbote nicht. Viele Presseorgane verbieten sich die Politik selbst. Das Weiße wird größer.
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C. Kling
am 03.05.2013