Am 14. Juni 2009 wendet sich Michael Ballweg erstmals an die Twitter-Gemeinde: "Europapark neue Achterbahn ist echt ne Wucht. Blue Core megacoster. Aber Wartezeit nervt..." Während eine weltweite Wirtschaftskrise wütet und Banken, die fremdes Geld verzockt haben, auf Kosten der Gesellschaft gerettet werden müssen, um das gesamte Finanzsystem vor dem Kollaps zu bewahren, sind Ballwegs damalige Wortmeldungen im Netz vor allem eins: bemerkenswert unpolitisch. 2009 formuliert der "Querdenken"-Initiator noch keine radikale Kritik an den herrschenden Verhältnissen. Er zeigt sich begeistert vom neuen iPhone ("echt cool. Und wirklich sehr sehr sehr flott!") und vom neuen Windows-Betriebssystem. Sorgenfreie Postings aus einer Zeit, in der Bill Gates noch nicht als übler Bösewicht erschien.
Bis Ballweg in den sozialen Netzwerken erstmals einen erkennbar politischen Inhalt verbreitet, dauert es zehn Jahre. Dann, am 4. November 2019, teilt er einen Artikel über Edward Snowden, den "bekanntesten Helden und/oder Verräter der jüngeren US-Geschichte", wie es im zugehörigen Bericht heißt. Darin erklärt der Whistleblower, wie auch das Internet instrumentalisiert werde – gegen die Interessen einer globalen Mehrheitsbevölkerung und im Dienste der wenigen Privilegierten. Das könnte für Ballweg der Auftakt eines Prozesses sein, der in manchen Kreisen als Aufwachen bezeichnet wird.
21 Kommentare verfügbar
Nico
am 02.02.2021So geht's. Genau so.