Seht her, keine operativen Verbindungen mehr. Zur Sicherheit ließen Dietrich und der VfB die Deutsche Fußball-Liga alles prüfen. Zudem sieht sie auf Basis von "weitreichenden, bindenden Erklärungen", Interessenskollisionen ausgeschlossen. Statuarisch ist alles in Ordnung.
Die vollständige Trennung – April, April – von seinem Baby Quattrex fiel Dietrich senior offenbar nicht so leicht. An der Quattrex Finance GmbH hielt er bis mindestens 31. Dezember 2017 über die VMM Consulting GmbH, deren alleiniger Anteilseigner er ist, 50 Prozent. Weitere 30 Prozent gehören seinem Sohn Christoph Albert Wilhelm Dietrich über die CAW Dietrich GmbH, der Rest dem nun alleinigen QF-Geschäftsführer Tobias Schlauch über die SCM Schlauch GmbH. Das war auch nach Dietrichs denkbar knapper Wahl – 57,2 Prozent ohne Gegenkandidat – zum VfB-Präsidenten im Oktober 2016 so. Zudem war er damals noch an der luxemburgischen Quattrex GP Sarl, dem General Partner des Fonds, beteiligt.
Für Wilfried Porth, Wolfgang Dietrich und Stefan Heim, den Finanzvorstand des VfB Stuttgart, ist das aber kein Problem, wenn der Präsident eines Fußballklubs vom Erfolg anderer Vereine, zeitweise direkter Konkurrenten, finanziell profitieren kann.
Der Fußball rennt jedem faulen Euro hinterher
Die "Ethik" des Fußballs wohnt seit jeher in ihrem eigenen Gebäude. Das aber besteht nicht aus Stein, sondern Schein und Scheinen. Und Papier taugt nicht als Pfeiler. Global betrachtet ist es kein Zufall, dass der Fußball, der Wasser predigt in Form von Fairplay, aber jedem noch so faulen Dollar oder Euro hinterherrennt für die nächste Pulle Wein, gefühlt monatlich von einem neuen Skandal erschüttert wird. Hier wird die FIFA vom FBI hochgenommen, dort Topstar Cristiano Ronaldo wegen Steuerhinterziehung verurteilt. Hier eine Luxusuhr, dort 6,7 Millionen Euro. Hier ein Beraterhonorar, dort ein Hinterzimmerdeal zum globalen Superwettbewerb. Und in Bad Cannstatt eine ganz besondere Form der Wettbewerbsintegrität.
Dabei ist "der Besitz dieser Anteile (gemeint ist die QF, d. Red.) weder aus rechtlicher Sicht, noch hinsichtlich der Wettbewerbsintegrität problematisch", befand Dietrich am 24. April 2019 in einem Brief an die Mitgliederschar des VfB, in der sich nach den jüngsten Veröffentlichungen Unmut breitmacht. Wenn alles so einwandfrei ist, warum erweckt Dietrichs Umgang mit dem Thema dann von Beginn an den Eindruck einer Desinformationskampagne? April, April. Wir lassen uns was Neues einfallen.
Auf eine erste Anfrage verstieg sich der Mann, der schon mit der Ventric AG in den 2000er-Jahren dank aus der Kirch-Insolvenzmasse herausgelöster Forderungen gegen Fußballklubs Geld machte, zu der Aussage: "An der Quattrex Finance GmbH war ich zu keinem Zeitpunkt mit 50 Prozent beteiligt, sondern lediglich Minderheitsgesellschafter." Haltbar ist diese nicht. Nach der ersten Veröffentlichung des "Kicker" fand sich plötzlich in den "Stuttgarter Nachrichten" die Behauptung (kein Zitat), dass Dietrich seit Januar 2018 kein Gesellschafter mehr der QF sei. Doch die Tabelle und das Handelsregister lügen nicht und dieses führt nach wie vor die VMM als 50-prozentigen QF-Eigner (Stand: 30. April 2019).
Zudem wirkte Dietrichs Aussage, dass er seine Anteile an der Quattrex GP Sarl am 13. Oktober 2016, also vier Tage nach seiner Inthronisierung beim VfB, verkauft habe, wie eine Nebelkerze. Denn laut Luxemburger Handelsregister ist der Anteilsübertragungsvertrag auf den 9. Dezember 2016 datiert, hinterlegt wurde dies am 21. Dezember 2016. Die zeitlichen Unterschiede lachte er in einer Runde mit Journalisten am 23. April 2019 weg: das dauere nun mal. Als wäre ein Verkauf wirksam, wenn man ein Notariat von seiner Absicht informiert.
Ist plötzlich eine Grippewelle unter Stuttgarts Notaren ausgebrochen?
Immerhin: So blieb mehr Platz, um zu erklären, warum das Handelsregister nach wie vor seine VMM als Anteilseigner der QF führt, wenngleich er diese mit Wirkung zum 1. Januar 2018 veräußert haben will: "Die Verzögerung bei der Aktualisierung des Handelsregistereintrages der Quattrex Finance GmbH liegt vor allem daran, dass sich der vereinbarte Kaufpreis am Bilanzergebnis 31.12.17 orientiert und dieses erst seit kurzem vorliegt." Erst seit drei bis fünf Wochen läge die Bilanz vor, hieß es in bereits erwähnter Journalistenrunde. Seltsam. Denn laut Unternehmensregisterauszug wurde der Jahresabschluss der QF am 26. November 2018 festgestellt und hinterlegt am 10. Dezember 2018. Ob als nächstes eine bislang unbekannte, plötzliche Grippewelle unter Stuttgarts Notaren als Grund für die Verzögerung benannt wird? April, April.
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Volkherr Zwey
am 02.05.2019