Der Termin steht: Am 14. Januar soll der Mann oder die Frau ausgewählt werden. Ganz gleich, wer es wird – ihm oder ihr steht ein schwieriger Job bevor, an dem schon die Erziehungswissenschaftlerin Mechthild Wolff gescheitert ist. Die Vorwürfe von Missbrauch und Demütigungen in den Kinderheimen der Evangelischen Brüdergemeinde sind zusammenzutragen, zu prüfen und zu dokumentieren. "Wir sprechen von drei möglichen Aufklärern", sagt Wolfgang Schulz, ehemaliges Heimkind und Vertreter der AG Opferhilfe Korntal. Namen will der 72-Jährige nicht verraten, darauf habe man sich mit den Mediatoren geeinigt.
Kein Geheimnis ist es, dass Ulrich Weber und Christian Pfeiffer im Gespräch sind. Sowohl der Jurist als auch der Kriminologe sind Experten in diesem Feld. "Wir haben uns vorsichtig zusammengerauft und wir wollen vorankommen", versichert Schulz und spricht damit den Zwist mit der zweiten Opfergruppierung an, dem Netzwerk Betroffenenforum.
Das sieht deren Vertreter weniger optimistisch. Detlev Zander, der mit seiner Klage gegen die Brüdergemeinde den Skandal öffentlich gemacht hat, hadert mit den Mediatoren ("brauchen wir nicht") und den Vertretern der AG Opferhilfe Korntal. Jene würden den "gleichen Fehler" wie sie selbst machen und sich von der Brüdergemeinde "über den Tisch ziehen" lassen. Sie würden bis zum 6. Januar entscheiden, ob sie an dem Treffen teilnehmen, kündigt er an. Eingeladen von den Mediatoren sind sie gleichwohl. "Wir wollen die Tür offen halten", haben die Mediatoren Elisabeth Rohr und Gerd Bauz in einer Pressemitteilung kundgetan. "Es spricht nichts dagegen, dass Herr Zander wieder dazu stößt", sagt auch Klaus Andersen, der weltliche Vorsteher der Brüdergemeinde, gegenüber Kontext.
Zander und seine MitstreiterInnen hatten das erste Treffen Mitte Dezember im Streit verlassen. In der sogenannten Auftraggebergruppe (AGG) sitzen neben den Mediatoren je zwei Vertreter der beiden Opfergruppierungen und zwei Vertreter der Brüdergemeinde. Zwei Sitze sind noch frei, auf ihnen sollen zwei weitere ehemalige Heimkinder Platz nehmen, so Andersen, der sich zuversichtlich zeigt: "Die Mediation hat ihr Ziel erreicht, es besteht die berechtigte Hoffnung, dass nun alle an einem Strang ziehen." Im Januar wird sich das weisen.
Unterdessen sind neue Vorwürfe gegenüber der Brüdergemeinde laut geworden. Sie seien mit bunten Pillen und Tropfen ruhig gestellt worden, berichten ehemalige Heimkinder, die sich beim Betroffenenforum gemeldet haben. Auch dieser Medikamentenmissbrauch muss nun dokumentiert, geprüft und aufgearbeitet werden. Ob ein Aufklärer diese Mammutaufgabe in einem Jahr schaffen kann, ist fraglich. Wichtig ist allerdings, dass endlich wieder Bewegung in den Prozess kommt.
Bewegt haben sich auch Elisabeth und Dietrich Schuldt. Die engagierten Mitglieder der Brüdergemeinde hatten Anfang Oktober ihr Misstrauen gegenüber der Presse überwunden und mit Kontext geredet über Wagenburgmentalität, über Schuld und die Grenzen christlicher Nächstenliebe. Damals haben beide eingeräumt, dass sie noch nie persönlich mit einem der betroffenen ehemaligen Heimkinder gesprochen haben. Das habe sie inzwischen getan, sagt Elisabeth Schuldt.
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Letzte Kommentare:
Das Fan-Volk bekommt das, was es gewählt hat. Aber das Volk will belogen werden. Der SC Freiburg macht etwas aus seinem geringen Budget. Und RB Leipzig weiß etwas mit seinen zig Millionen anzufangen. Dietrich muss weg! Er ist eine Schande und ein Schaden...
Auch für den VfB gilt das Aktiengesetz in Deutschland. Dietrich ist Präsident des Vereins für Bewegungsspiele Stuttgart 1893 e. V. und Aufsichtsratsvorsitzender der dazu gehörigen VfB Stuttgart 1893 AG. Vorstand dürfte er bei Letzterem (nach deutschem...
Es ist schon eingängig, dass der Staat nur alles genau kontrollieren müsse, um Schaden von dem Bürger abzuwenden. Leider ist dies nicht so. Das Beispiel P&R ist bestens dazu geeignet, darzulegen, warum Anlagebetrug auch heute immer noch so einfach...
@Dieter Spöri, Ihr Artikel wurde Anfang September 2011 veröffentlicht. Zu diesem Zeitpunkt, genauer von 2006 bis 2012, waren Sie Präsident des Netzwerks Europäische Bewegung Deutschland. Als stellv. Ministerpräsident, im Amt des Wirtschaftsministers B-W...
Ihr habt Probleme!
Ja, aber wo er in den letzten Jahrzehnten zwischen Pforzheim, Stuttgart und Berlin schrieb und wichtig tat, wurde sein Ego nicht angemessen bedient . . .
Nein. Die Gegner von Stuttgart 21 haben schon viel erreicht!
Das ist wohl deutlich: " "Beauty Jungle Mädelsflohmarkt" Beauty ist ein Korsett! Ich halte die Frauen für intelligenter! Ich schäme mich.
Verlinkung und Info auf den 16.1. fehlt am Ende des Artikels. Mein Gott welche umsichtige Programmierung.
Bin zum ersten Mal auf Ihrer Seite. Ohne die Schulbau Situation vor Ort zu kennen, ohne die genannten Beträge zu rechtfertigen - auch als Staatstheater/Oper Fan - ist mir das zu KRAWALLIG. Ein Übersichtsplan, der die Sichtachsen auf zeigt, wäre hier...
Eine beliebte Methode, Kritik an der Politik der israelischen REGIERUNG (!) und den Geschichtsmythen Israels als Antisemitisch zu bezeichnen. Kritik an der aktuellen Politik der rechtsgerichteten Regierung Netanjahu hört man aus den Kreisen der sogenannten...
Danke für die differenzierte Darstellung, in der "Zeit" hatte es ja auch vor ein paar Wochen eine kritische Betrachtung des Bauhaus-Hypes - und vor allem seiner sektirerischen und frauenferachtenden Geschichte gegeben. Nur eine wirklichkeitsnahe Betrachtung...
Die gewaltlose BDS-Bewegung , also das gleiche was Ghandi und Mandela gemacht haben mit Hitler gleichsetzen ? Was für eine abstruse Ideologie und Überzeugung muß hinter diesem Vergleich stehen . BDS sagt ganz eindeutig , daß sich der Boykott NICHT gegen...
Ihre Darstellung ist falsch. Eine wissenschaftliche und neutrale Aufarbeitung der von langer Hand geplanten gewaltsamen Vertreibungen der Palästinenser 1948, Plan Dalet , ist hervorragend dokumentiert durch die sogenannten neuen israelischen Historiker....
Dieser Elsässer,war der nicht Mal ganz links aussen beim KB oder so ähnlich? Schrieb der nicht Mal beim "ARBEITER KAMPF" ??