Ottmar Konik hat genau nachgezählt: 103 Menschen leben im Wendlinger Ortsteil Bodelshofen. Wenn es nach der Gemeindeverwaltung geht, könnten bald 130 weitere dazukommen. So viele Plätze nämlich sind in dem Asylheim vorgesehen, das der zuständige Landkreis Esslingen im Juni eröffnen möchte. Ottmar Konik, der als inoffizieller, aber allgemein akzeptierter Sprecher der Dorfgemeinschaft fungiert, bereiten die geplanten Containerunterkünfte für Flüchtlinge auf dem brachliegenden Gelände eines ehemaligen Spätaussiedlerheims "Sorgen um das Dorfwohl".
In einem offenen Brief hat er sich daher an Wendlingens Bürgermeister Steffen Weigel gewandt. In dem Schreiben erklärt Konik zunächst: "Die Aufnahme von Schutzbedürftigen ist ein Akt gelebter Solidarität und wir begrüßen es ausdrücklich, dass die Stadt Wendlingen sich in dieser Sache engagiert." Was Konik stört, ist die fehlende Verhältnismäßigkeit. 30 Flüchtlinge könne Bodelshofen verkraften. Im Namen der Dorfgemeinschaft fordert Konik, die anderen Flüchtlinge gleichmäßig auf das gesamte Stadtgebiet zu verteilen. Dazu listet er gleich mehrere alternative Standorte auf. Dabei ginge es nicht bloß um das Verhältnis zwischen Dorfgemeinschaft und Flüchtlingen. Die geplante Unterkunft sei "ganz weit draußen", betont Konik, allein die nächste Einkaufsmöglichkeit liegt mehrere Kilometer entfernt. Wieder einmal werden Flüchtlinge an den Rand gedrängt – nach dem Motto: aus dem Augen, aus dem Sinn.
Nicht nur in Wendlingen gibt es Streit um das Thema Asyl. Das Ministerium für Integration des Landes Baden-Württemberg rechnet für dieses Jahr mit 14 000 zusätzlichen Flüchtlingen, die in den Landkreisen untergebracht werden müssen. Wo immer die Behörden mögliche Standorte für neue Unterkünfte ins Auge fassen, regen sich Bedenken in der Bevölkerung.
Nicht immer bleibt es bei nachvollziehbaren Bedenken. Im <link http: www.kontextwochenzeitung.de denkbuehne buergerkrieg-im-kopf-1953.html _blank>Stuttgarter Wohngebiet Hattenbühl etwa fürchten Anwohner um den Wert ihrer Immobilien und schüren Ängste vor ausufernder Kriminalität. Die Liste fremdenfeindlicher Stimmungsmache lässt sich landauf, landab beliebig fortsetzen: Von Aidlingen (Landkreis Böblingen) über Bretten (LK Karlsruhe), Dettingen (LK Reutlingen), Geislingen (LK Göppingen), Kirchheim (LK Esslingen), Ladenburg (Rhein-Neckar-Kreis), Waiblingen (Rems-Murr-Kreis), Pleidelsheim und Sachsenheim (LK Ludwigsburg) bis Wehr (LK Waldshut) formiert sich Widerstand gegen die Unterbringung von Flüchtlingen.
Die organisierte Rechte hetzt gegen Flüchtlinge
Mancherorten kommt es gar zu unverhohlen rassistischer Hetze gegen Flüchtlinge. Im allgäuischen Isny (Landkreis Ravensburg) etwa initiierten Unbekannte im November über Facebook eine Kampagne gegen das vor Ort geplante Asylheim. Auf einer Facebook-Seite mit dem harmlos klingenden Titel "Nein zum Heim in Isny" verbreiteten sie rechtes Gedankengut und verlinkten auf Webseiten mit neonazistischen Inhalten, etwa auf die Webpräsenz des "Freien Netzes Süd", eines der führenden rechten Kameradschafts-Verbände in Süddeutschland.
4 Kommentare verfügbar
Liane
am 28.01.20141.1 zuerst waren wir -das Mittelland Europas- angeblich kein Einwanderungsland...
1.2. dann waren wir plup ein Multi-kulti land....
2. Nie hat man sich besondern um das Zusammenleben, das zusammenkommen,…