Irgendwas ist anders. Waren wir früher noch "deprimiert", weil wir unsere Eltern wild pubertierend zu der beliebten Jugendstrafe Hausarrest getrieben hatten, sind wir es heute, wenn es mit der fünfzehnten Bewerbung immer noch nicht geklappt hat oder der Geldautomat uns mit der Frage "Wollen Sie Ihren aktuellen Kontostand sehen?" verhöhnt. Früher haben wir Depression offenbar mit Langeweile verwechselt. Heute wissen wir nicht mal mehr, wie sich Langeweile anfühlt. Je älter man wird, desto größer werden die Sorgen – wie weiße Elefanten, die sich in die Mitte unseres geistigen Wohnzimmers stellen und die Sicht auf alles andere blockieren. Zumindest manchmal. Der ganz normale Wahnsinn.
Doch was tun, wenn der Elefant nicht mehr wegwill? Wenn er einfach immer da ist und uns daran hindert, aufzustehen, um die elementarsten Alltagsaufgaben zu erledigen? Wenn er das Einzige ist, was wir überhaupt noch wahrnehmen? Wenn er uns unendlich müde macht, ehe wir uns noch überhaupt aus dem Bett gequält haben?
Seit einiger Zeit drängt sich mir der Eindruck auf, dass die Themen "psychische Probleme" und "Depression" in fast jeden mir bekannten Freundeskreis Einzug gehalten haben. Laut der Diplompsychologin Petra Kucher-Sturm von der psychologischen Beratungsstelle des Studentenwerks Stuttgart sind depressive Störungen neben Lernleistungsstörungen die häufigsten Probleme, mit denen StudentInnen aus allen Semestern und Fächern ihre gemütliches Arbeitszimmer sprengen. "Viele Studenten büffeln von morgens bis abends und verschaffen sich keine positiven Erlebnisse mehr – über Jahre hinweg. Dieser Verstärkerverlust führt irgendwann zur Depression."
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Fedor Außerhalb
am 19.02.2014