KONTEXT:Wochenzeitung
KONTEXT:Wochenzeitung

Erhöhter Aufwand

Erhöhter Aufwand
|

Datum:

Das ist doch nett: knapp 500 Euro monatlich mehr, steuerfrei. Von Herzen gegönnt sei es Hausmeistern, Küchenhilfen, Verkäuferinnen, Essenslieferanten und so mancher Arbeiterin. Aber das Geld bekommen die sechs Stuttgarter Bürgermeister:innen, und zwar als "Dienstaufwandsentschädigung". Hat der Gemeinderat mehrheitlich beschlossen. Damit steigt die besagte Entschädigung von aktuell 352,92 Euro auf 823,49 im Monat. Gedacht ist dieses Geld laut Landeskommunalbesoldungsgesetz "für den durch das Amt allgemein verursachten erhöhten persönlichen Aufwand, dessen Bestreitung aus den Dienstbezügen dem Beamten nicht zugemutet werden kann". Aha.

Währenddessen fordern die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes 10,5 Prozent oder mindestens 500 Euro mehr, um ihren durch Inflation und Preissteigerung erhöhten persönlichen Aufwand finanzieren zu können. Die Kommunen finden, das ist zu viel. Und weil Ende des Monats wieder Verhandlungen anstehen, wird dieser Tage intensiver gestreikt. Aber – versprochen – es wird friedlich bleiben. Wir sind schließlich in Deutschland und nicht in Frankreich.

Dort sind nicht nur die Gewerkschaften sehr sauer, weil Präsident Macron die Rentenreform auf ziemlich undemokratische Weise durchgesetzt hat und damit bis 2030 das Renteneintrittsalter von 62 auf 64 hochgesetzt wird. "Nur 64! Diese faulen Franzosen!", rufen da manch' Deutsche, die ihre Arbeitskraft mittlerweile bis 67 verkaufen müssen. Damit wollen sie nicht alleine bleiben, schließlich ist geteiltes Leid angeblich halbes Leid. In Frankreich dagegen scheinen ziemlich viele der Ansicht zu sein, dass Leid nicht besser wird, wenn es anderen auch nicht gut geht. Und dass das Leben mehr bieten sollte als Lohnarbeit. Merkwürdige Idee.

Kontext-Redakteur:innen am Start

Merkwürdige Ideen hat auch Seyran Ateş – finden jedenfalls Islamisten. Die Juristin und Autorin hat in Berlin eine Moschee gegründet, in der Männer und Frauen gemeinsam beten. Kontext-Chefredakteurin Susanne Stiefel hat die neue Haecker-Preisträgerin interviewt und wird an diesem Donnerstagabend, 23. März, in Esslingen eine Diskussion mit Ateş und dem Islamwissenschaftler Hussein Hamdan moderieren.

Von einem "Extremismus der Normalität" spricht der Journalist Bernd Ulrich, und plädiert angesichts von Artensterben und Erderhitzung für ein "neues Rendezvous mit der Wirklichkeit". Ebenfalls am Donnerstag, 19 Uhr, wird der stellvertretende Chefredakteur der "Zeit" in Stuttgart zu dem Thema "Die ökologische Krise: Wie radikal ist realistisch?" referieren. Den Abend im Haus der Katholischen Kirche moderiert Kontext-Redakteur Minh Schredle.

Wenn es um Medien geht, ist Kontext-Gründer Josef-Otto Freudenreich am Zuge. Also hat ihn der Ex-SWR-Mann und Autor Gunter Haug nach Heilbronn eingeladen, um mit dem Chefredakteur der "Heilbronner Stimme" Uwe Ralf Heer über die Rolle der Presse zu streiten. Haug, der 2001 vom SWR gefeuert wurde (er hatte den Sender in einem fiktiven Roman als "Spätzlessender" verunglimpft), widmet sich seitdem der Schriftstellerei und sorgt in seiner Heimatstadt für Debatten zu aktuellen Themen unter dem Titel "Wehret den Anfängen – nichts tun und immer nur betroffen sein, ist tödlich". Die Veranstaltung zur Presse ist am Dienstag, 28. März um 19.30 Uhr im Heilbronner Kaffeehaus Hagen.


Gefällt Ihnen dieser Artikel?
Unterstützen Sie KONTEXT!
KONTEXT unterstützen!

Verbreiten Sie unseren Artikel
Artikel drucken


0 Kommentare verfügbar

Schreiben Sie den ersten Kommentar!

Kommentare anzeigen  

Neuen Kommentar schreiben

KONTEXT per E-Mail

Durch diese Anmeldung erhalten Sie regelmäßig immer Mittwoch morgens unsere neueste Ausgabe unkompliziert per E-Mail.

Letzte Kommentare:






Die KONTEXT:Wochenzeitung lebt vor allem von den kleinen und großen Spenden ihrer Leserinnen und Leser.
Unterstützen Sie KONTEXT jetzt!