Gerade als sich manche fragten, ob es ihn noch gibt, trumpft der scheidende Stuttgarter Oberbürgermeister mit dem Vorhaben auf, das Unmögliche möglich zu machen. "Die Aussetzung des Verbots von Heizpilzen", sagt Fritz Kuhn, "ist eine Entscheidung zugunsten unserer Gastronomie und keine Entscheidung gegen den Klimaschutz." Und das klingt ganz, als gäbe es hier kein Dilemma. Als wäre eine Entscheidung ohne Nachteile möglich, als ließen sich umweltschädliche Emissionen einfach wegdiskutieren, indem man nur deutlich genug betont, dass die mit den Beschlüssen einhergehende Klimazerstörung höchst unerwünscht ist.
Nun dürfte zwar der Anteil, den ein paar mit Ausnahmegenehmigung betriebene Heizpilze zur Erderwärmung beitragen, recht überschaubar sein. Aber an diesem Beispiel zeigt sich das ganze Elend einer öffentlichen Debatte, die weitgehend so tut, als handle es sich bei der gegenwärtigen Wirtschafts- und Klimakrise um zwei verschiedene Probleme ohne unmittelbaren Zusammenhang. Die spektakuläre Verrenkungsleistung dieser Argumentationslinien: Prinzipiell hat ja niemand was dagegen, dass der Planet bewohnbar bleibt. Und wenn wir ihn trotzdem kaputt machen, dann ist das keine Entscheidung gegen intakte Lebensgrundlagen, sondern nur für etwas anderes. Ökonomie sticht im Zweifel Ökologie.
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Georg Rapp
am 21.09.2020