Aus Sicht der Bahn jedenfalls ist der Brand "ein ziemlich unaufregendes Ereignis" gewesen, zitiert der "Südkurier" den S-21-Projektsprecher, der sein Handwerk bei den "Stuttgarter Nachrichten" gelernt hat. Also alles Wölkchen?
Eher nicht. Denn immerhin kann in einigen Tunnelabschnitten offensichtlich nicht mit Wasser gelöscht werden. Der Grund dafür ist, dass Anhydrit im Untergrund sich nicht so gut mit Feuchtigkeit verträgt: Das Gestein quillt auf und der Tunnel ist futsch. Die brennende Maschine habe die Feuerwehr laut Einsatzbericht erst "mit Ketten und einem Radlader in einen Bereich" ziehen müssen, "wo sie mit Wasser endgültig abgelöscht werden konnte". Nun zu den Preisfragen: Was würde passieren, wenn an gleicher Stelle ein Zug brennt? Ließe der sich mit Ketten in einen Bereich ziehen, wo er endgültig abgelöscht werden kann? Würden Passagiere im Zweifelsfall sechs Stunden durchhalten?
Das sind Fragen, die auch die Gruppe Ingenieure22 umtreiben. <link http: ingenieure22.de cms index.php kommentare external-link-new-window>Sie rechnen vor, dass es sich bei der Betonspritzmaschine "um ein relativ kleines Gerät mit gerade einmal 300 Litern Hydrauliköl und 120 Litern Diesel" handle. Demgegenüber "führen moderne Triebwagenzüge 1600 Liter Transformatorenöl mit sich und sind zehn bis hundert Mal schwerer als das havarierte Arbeitsgerät". Über den "strukturellen Wahnsinn des Immobilienprojekts S 21", <link https: www.kontextwochenzeitung.de medien am-tisch-mit-der-kanzlerin-5862.html external-link-new-window>sagte der Hamburger Enthüllungsjournalist Arno Luik am Wochenende auf dem Demokratiekongress der Anstifter, erfahre der Leser hier in Stuttgart nur wenig. "Es sei denn, er liest Kontext." Das freut uns natürlich sehr! Und wir haben es als zusätzlichen Ansporn genommen, 25 Jahre nach der "überfallartigen" (Ex-Bahnchef Heinz Dürr) Verkündung des Großprojekts am 18. April 1994 noch einmal besonders in die Tiefe zu gehen, um den "strukturellen Wahnsinn" in möglichst vielen seiner kaum zählbaren Facetten zu beleuchten. <link https: www.kontextwochenzeitung.de wirtschaft beim-immobilien-poker-verzockt-5860.html external-link-new-window>Dietrich Heißenbüttel befasst sich mit den windigen, hochspekulativen Immobiliengeschäften, die das Projekt S 21 seit dem Startschuss begleitet haben. <link https: www.kontextwochenzeitung.de politik s21-und-die-rolle-der-spd-5859.html external-link-new-window>Johanna Henkel-Waidhofer untersucht die Rolle der SPD, der, so das Fazit, Einsicht und Mut gefehlt hätten, gravierende Irrtümer zu korrigieren. Und <link https: www.kontextwochenzeitung.de http: xxxx politik zugeschustert-stuttgart-21-und-das-liebe-geld-5861.html>Oliver Stenzel schreibt über die kreative Finanzierung des Projekts, die neuerdings noch kreativer wird: Immer mehr Kosten werden ausgelagert. Und trotzdem wird das Projekt, auch ganz offiziell, immer teurer.
Geraubte Heimat – Edzard Reuter im Gespräch mit Can Dündar
Das hat sich das 3Sat-Filmteam nicht entgehen lassen. Die Preisverleihung der Helga und Edzard Reuter Stiftung im Berliner Max Liebermann Haus im November vergangenen Jahres. Schließlich steht der Preis für Völkerverständigung, Edzard Reuter war da, klar, und Can Dündar unter den Festgästen. Beste Kulisse also für ein Doppelporträt mit dem Titel "Geraubte Heimat – Exil in der Türkei und Deutschland". Zwei prominente Persönlichkeiten, zwei Schicksale, zwei Generationen: Edzard Reuter, 91, Zeuge des Jahrhunderts, ehemaliger Daimler-Benz-Chef, und Can Dündar, 57, Journalist, bekannter Erdoğan-Gegner. Beide mussten ihr Heimatland auf der Flucht vor einem Despoten verlassen, beide verbindet die Erfahrung des Exils und die Liebe zur Türkei. In Edzard Reuters und Can Dündars Biografien kreuzen sich die Wege der langen deutsch-türkischen Geschichte auf exemplarische Weise. Einst nahm die Türkei Flüchtlinge aus Hitler-Deutschland auf – heute gewährt Deutschland den Verfolgten des Erdoğan-Regimes Zuflucht.
"Schier das Herz habe es ihm zerrissen", bekannte <link https: www.kontextwochenzeitung.de gesellschaft schier-das-herz-zerrissen-3797.html external-link-new-window>Edzard Reuter im Kontext-Interview kurz nach dem Putschversuch in der Türkei und den Repressionen Erdoğans. Nun sprechen er und Can Dündar in der 3Sat-Dokumentation über ihre Exilerfahrungen und darüber, wie es mit den deutsch-türkischen Beziehungen weitergehen soll. Am Samstag, 20. April, in 3Sat, um 19.20 Uhr.
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Philipp Horn
am 23.04.2019