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Das Wunschkonzert

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Ein guter Schluss ziert alles. Was gibt es dafür Besseres als die Post, die zum Jahresende in die Redaktion flattert, und allerlei Sinnsprüche beinhaltet, die wir uns selbstverständlich zu Herzen nehmen? Als Auftrag für 2017. Die aufmunternden Worte kommen von allen Seiten. Wolfgang Reinhart, der CDU-Fraktionschef, bemüht den Kirchenhistoriker Adolf von Harnack mit dem gewiss richtigen Satz: "Nichts kann den Menschen mehr stärken als das Vertrauen, das man ihm entgegenbringt". Guido Wolf, der CDU-Minister, leiht sich die Schriftstellerin Edna Ferber aus: "Weihnachten ist keine Jahreszeit. Es ist ein Gefühl". Und DGB-Chef Nikolaus Landgraf verweist auf Nelson Mandela: "Das größte Problem in der Welt ist Armut". Deshalb müsse man dafür sorgen, "dass Bildung alle erreicht". Ja, wenn das keine Vorsätze für das neue Jahr sind.

Solchermaßen gestärkt wenden wir uns Muhterem Aras und Hans-Ulrich Rülke zu. Die grüne Landtagspräsidentin und der FDP-Fraktionschef kommen ohne Zitate aus, wünschen ein glückliches und friedliches neues Jahr, nach dem aufregenden, schönen und ereignisreichen 2016. Das Finanzministerium von Frau Sitzmann wiederum verleiht der Hoffnung Ausdruck, im neuen Jahr "mit vielen guten Nachrichten" aufwarten zu können. Die Schwarze Null stets im Blick, haben die grünen Presseleute auch darauf geachtet, dass ihre Grußbotschaft nicht zu teuer wird. Streichhölzer mitzuschicken sei keine Option gewesen, ließen sie wissen, eingetütetes Gefahrengut treibe die Portokosten.

Wir lehnen uns kurz zurück und lernen: Von politischer Seite aus betrachtet ist Zuversicht das Gebot der Stunde, auch in einer Zeit "vielfacher Unsicherheiten" (Reinhart). Die Politik ist guter Hoffnung und Kontext guter Dinge, wenn einem Glück, Frieden, Gesundheit und Erfolg in den Briefkasten gesteckt werden. Aber wir wissen: Von alledem werden wir viel brauchen, weil Wünschen das eine, die Wirklichkeit das andere ist.

Einer, der das kennt, ist Vincent Klink, der kritische Kopf und Sternekoch von der Wielandshöhe. Über seine Zeilen haben wir uns richtig gefreut, über sein "ganz großes Kompliment" für unsere Beharrlichkeit und sein Vertrauen in "viel Puste", mit der Kontext weiterhin den "Staub aus den Ecken blasen" kann. Dasselbe gilt für Albert Bodenmiller, den ehemaligen Rottenburger Stadtrat, der unermüdlich und unerschrocken gegen den Kopp-Verlag zu Felde zieht. Der Artikel "Kopp auf der Resterampe" sei sein schönstes Weihnachtsgeschenk gewesen und habe ihm Mut gemacht, schreibt er. Alle, die gegen Rechtsradikalismus kämpfen, würden im Jahr 2017 noch stärker gefordert sein. Womöglich haben das auch die Sittlers, Sigrid und Walter, im Kopf gehabt, als sie ein "starkes neues Jahr" wünschten.

Die knackigste Botschaft kam – woher auch sonst? – von Bildhauer Peter Lenk. Der Provo vom Bodensee, der Politik am liebsten unverkleidet modelliert, schickte nur einen Satz: "Auch im nächsten Jahr die Sau raus lassen". Mal sehen, was wir tun können.

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