Geht doch: Michael Lünstroth, der Kollege vom "Südkurier" (SK), darf wieder schreiben. Nicht nur Polizeimeldungen, sondern richtige Artikel. Das ist zunächst eine gute Nachricht. Noch besser wäre sie, wenn sie gar nicht nötig gewesen wäre. Aber so ist es halt, wenn das Selbstverständliche nicht mehr selbstverständlich ist. Wie zum Beispiel Lünstroths Kritik am Konstanzer Oberbürgermeister, dem er vorgehalten hat, den Bezug zur Realität verloren zu haben.
Das Zentralorgan der Heimatpflege, der "Südkurier", hat damit offenbar Probleme. <link http: www.kontextwochenzeitung.de medien jeden-tag-ein-guter-freund-3720.html _blank external-link>Wie berichtet, war Autor Lünstroth stillgelegt und mit einer Abmahnung belegt worden, weil er, laut SK-Chefredakteur Stefan Lutz, die journalistische Sorgfaltspflicht verletzt habe. Der Vorwurf dürfte, nach Lage der Dinge, schwer zu belegen sein, ist in Wirklichkeit aber auch nur ein Hilfsargument, mit dem ein kritischer Kollege geknebelt werden soll.
Normalerweise bleiben solche Vorgänge in Zeitungshäusern unter der Decke. Sie stören das Bild, das für die Kundschaft gezeichnet wird. Das Bild von der freien und unabhängigen Presse. Und sie stören die Geschäfte, die am Bodensee gepflegt werden müssen, wenn man "jeden Tag ein guter Freund" sein will. Im Fall Lünstroth hat das nicht geklappt, weil der Eingriff in die innere Pressefreiheit öffentlich geworden ist – und sich die Öffentlichkeit gewehrt hat. Zuletzt waren es die Rektoren der Konstanzer Hochschulen und die LeiterInnen ihrer Kommunikationsabteilungen, die dem Monopolblatt mitgeteilt haben, was sie erwarten: eine "unvoreingenommene, kritische Berichterstattung". Nur die werde von den Leserinnen und Lesern "als glaubwürdig erachtet". Spätestens da müssen dem Chefredakteur eigentlich die Ohren geklingelt haben, sollte ihm das bundesweite Negativecho bis dahin verborgen geblieben sein. Im eigenen Blatt hat der "Südkurier" bis heute nicht darüber berichtet.
Ein "Grand Canyon" bei der GLS-Bank
Verkehrte Welt: PR-Leute fordern ein, was zur Grundausstattung bürgerlicher Medien gehören müsste. Und ein Geldinstitut sorgt sich um den Qualitätsjournalismus. So geschehen am vergangenen Mittwoch (22. 6.) in der voll besetzten Stuttgarter Zentrale der GLS-Bank. Sie erklärt das Thema zur Zukunftsfrage, erkennend, dass die Zivilgesellschaft einen Journalismus braucht, auf den sie sich verlassen kann.
2 Kommentare verfügbar
Horst Ruch
am 01.07.2016Man denke nur zurück an seine "Schustergetreuen" Kommentare bei der "Geißler"schen Schlichtung 2010, während der Phönix- Übertragung aus dem Stuttgarter Rathaus.
Sämtliche an…