Nahezu unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit hat sich am 26. September im Stuttgarter Gemeinderat eine kleine Revolution ereignet. Eine der obersten Maximen der Stadtplanung, so unumstößlich wie bis 1989 die Berliner Mauer, ist gefallen. Jedem seine eigenen vier Räder: so lautete das Versprechen der Nachkriegszeit, das die Automobilindustrie groß und die Stadt wohlhabend gemacht hat. Stuttgart war "Die autogerechte Stadt", wie 1959 im Buch von Hans Bernhard Reichow beschrieben. Es galt stets das Axiom, die Hauptschlagader B 14 dürfe täglich auf keinen Fall weniger als 100 000 Automobilen Platz bieten. Und, davon abgeleitet: etwaige Probleme mit zu hohen Emissionen ließen sich am besten lösen, indem man den Verkehr "verstetigt".
Nun aber, am 26. September, hat der Gemeinderat mehrheitlich einem interfraktionellen Antrag zugestimmt, einen städtebaulichen Wettbewerb auszuschreiben mit dem Ziel, "das heutige Verkehrsaufkommen auf der B 14 in der Innenstadt durch eine Halbierung der Verkehrsfläche für den motorisierten Individualverkehr um 50 Prozent zu reduzieren" und rund um den Cityring eine durchgehende Radroute einzurichten. Alternativ zur Halbierung hatte die CDU eine stufenweise Reduzierung des Verkehrs vorgeschlagen, wurde aber überstimmt. Die Radroute wurde mit großer Mehrheit angenommen.
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