Fritz Frey, Chefredakteur SWR
Die AfD ist im Reigen der relevanten Parteien vergleichsweise jung. 2013 gestartet als europaskeptische und rechtsliberalen Partei mäandert sie aktuell an der Grenzlinie zwischen nationalkonservativ und rechtsextrem. Für uns Journalisten ergibt sich aus diesem Mäandern ein schlichter Auftrag: Informationen zusammentragen, die Auskunft geben, wo die Partei inhaltlich steht. Nicht mehr und nicht weniger hat sich die Kontext-Autorin Anna Hunger vorgenommen und brisantes Material (Chatprotokolle) zutage gefördert. Material, das zeigen soll, wie ein parlamentarischer Mitarbeiter zweier AfD-Abgeordneter im Stuttgarter Landtag tickt: rechtsextremistisch, ausländerfeindlich und antisemitisch. Wer eine solche Figur beschäftigt, muss Rückschlüsse auf die Gesinnung seiner Partei zulassen. All das weiß man bei der AfD, kein Wunder, dass sich der Mitarbeiter wehrt und den Rechtsstaat bemüht. Prozessbeobachter schildern, dass die Verhandlung letztlich in die Frage mündete: Sind die belastenden Chatprotokolle echt oder manipuliert? Der Richter, der sich außer Stande sah, die Frage zu klären, gab dem Antrag statt, freilich nicht ohne Hinweis auf ein mögliches Hauptsacheverfahren. Ob die Kontext: Wochenzeitung ein solches anstreben sollte? Ich habe da Zweifel. Solche Verfahren ziehen sich und verbrauchen viel Energie. Energie um einen schlichten Auftrag zu erfüllen, nämlich zu klären, wer die Richtlinienkompetenz hat: Die Nationalkonservativen oder die Rechtsextremisten?
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Peter-Paul Klineger
am 11.08.2018