"Fessene abschalten!" Diese Forderung plakatieren Umweltschützer in Südbaden seit 1977, seitdem das AKW am Oberrhein ans Netz gegangen ist. In Müllheim und in Breisach versammeln sich immer noch jeden Montag Bürger zu einer Mahnwache, regelmäßig finden größere Aktionen wie die Fahrraddemonstration "Tour de Fessenheim" statt. Und der nächste Protest ist am 25. November geplant. Dann will eine Abordnung in Stuttgart Antworten von der grün-roten Landesregierung.
Der Elsässer Jean-Jacques Rettig, Jahrgang 1937, ist ein Veteran der Antiatomkraftbewegung. Der frühere Realschullehrer ist schon 1974 bei der Bauplatzbesetzung gegen das Chemiewerk im elsässischen Marckolsheim dabei und auch in Wyhl steht er an vorderster Stelle. Am 17. Juli 1970, nachdem der erste Artikel in der "Derniere Nouvelle d'Alsace" über Fessenheim erschien, hat er mit drei Familien eine Bürgerinitiative gegründet. 1971 waren es schon 1500 Menschen, darunter 150 Deutsche. Vier Jahre später waren 15 000 dabei. "Alles Leute von auswärts", erzählt Rettig, "die Einheimischen blieben hinter ihren Gardinen und schauten zu, wie da unten die Fremden durch ihr Dorf zogen."
"Fukushima kann es auch in Fessenheim geben"
Der gelernte Pädagoge ist immer noch Sprecher der elsässischen Bürgerinitiativen. "Fukushima kann es auch in Fessenheim geben, und dann wäre Schluss mit dem oberen Rheintal", sagt er, "Schluss mit der Nordschweiz, je nach Wind und meteorologischen Verhältnissen."
Fessenheim ist ein Hochsicherheitsrisiko. Allein zwischen 1989 und 2008 gibt es über 200 meldepflichtige Störfälle. Der bislang letzte datiert aus dem Juni dieses Jahres. Bei einer Routinekontrolle wird festgestellt, dass ein Kühlkreislauf nicht die vorgeschriebene Menge Wasser geführt hat. Die betroffenen Leitungen seien sofort ausgetauscht und gereinigt worden, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. Der Block eins des AKWs befindet sich seit Mitte April 2013 außer Betrieb. Die Sockelplatte muss nach einer Auflage der französischen Atomaufsicht verstärkt werden, damit das Fundament bei einer Kernschmelze das radioaktive Material auffangen und im Gebäude halten kann.
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maguscarolus
am 24.11.2013