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Schwabenhatz

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Was wäre Berlin ohne die Schwaben? "Eine Geisterstadt", sagen wirkliche Kenner der Szene wie der aus dem Schwäbischen stammende Regisseur Achim E. Ruppel, der seit Jahrzehnten an der Spree lebt. Er hat deshalb einen Autorenwettbewerb durchgeführt unter dem Motto "Schreiben für Schwaben".

Was wäre Berlin ohne die Schwaben? "Eine Geisterstadt", sagen wirkliche Kenner der Szene wie der aus dem Schwäbischen stammende Regisseur Achim E. Ruppel, der seit Jahrzehnten an der Spree lebt. Statt darüber zu jammern wie viele, die darüber lamentieren, dass in der Kastanienallee im Bezirk Prenzlauer Berg Schilder hängen mit der Aufschrift "Stuttgart 634 km", hat er deshalb einen Autorenwettbewerb durchgeführt unter dem Motto "Schreiben für Schwaben".

Achim E. Ruppel erträgt die klischeehafte Darstellung der Schwaben in Berlin nicht mehr. Denn die geht so: Wie macht ein Schwabe in einer Berliner Bar ein Mädchen an? Er sagt zu der Schönen: "So, isch mer au do?" Und wenn die Schöne fragt, ob er denn einen Schampus auszugeben gedenke, antwortet der Schwabe angeblich: "Ä Schorle tät I scho springe lasse."

Dergleichen Vorurteilen hat Ruppel den Kampf mit dem Autorenwettbewerb "Schreiben für Schwaben" angesagt. Schwabenhatz: Ulrike und Hans Münch aus Ulm schreiben darüber, wie es Schwaben von der Alb in Berlin ergehen kann. Foto: Fuchs35 Werke wurden der Jury angeboten, in dem der Theaterförderer und Ex-Bahnchef Heinz Dürr, der Bruno-Bienzle-Autor Felix Huby sowie Jens-Peter Behrend und Susanne Heydenreich saßen, die Intendanten der beiden Partnertheater Ruppels, der Berliner Vagantenbühne und des Stuttgarter Theaters in der Altstadt. Die Stücke werden dort im Herbst 2012 in schwäbischer Mundart aufgeführt.

Die Sieger des Wettbewerbs sind jetzt in der baden-württembergischen Landesvertretung in Berlin auf einer Gala-Weihnachtsfeier präsentiert und geehrt worden. Zwei Stücke erhielten von der Jury gleich viele Stimmen. Das erste prämierte Stück trägt den Titel "Die Dame mit dem Pfauenhut", geschrieben von Christiane Keppler und Albrecht Metzger, beide in Berlin lebende Schwaben, die schildern, in welch komplizierte und amüsante Familienkonflikte ein Schwabe geraten kann, wenn es ihn in die multikulturelle Gesellschaft Berlins verschlägt. Das zweite prämierte Werk – "Schwabenhatz" – wurde von dem aus Ulm stammenden Autorenteam Ulrike und Hans Münch geschrieben, die in einem teils bitterbösen, teils charmanten Bilderbogen erzählen, wie es Schwaben in Berlin ergehen kann, die zum Beispiel von dr Alb ra kommen.

Die Schwaben, die in Berlin Theater machen, wollen einen Beitrag für die Berliner Multikultigesellschaft leisten und mit Vorurteilen aufräumen, etwa der Fixierung der Schwaben auch in Berlin auf die Kehrwoche.Und noch ein Schwaben-Preis: Christiane Keppler und Albrecht Metzger widmen sich Familienkonflikten im multikulturellen Berlin. Foto: Fuchs Ruppel: "Man kennt sich einfach nicht genug. Die Berliner wissen nicht, dass der Schwabe selbst nichts mehr hasst als die Kehrwoche."

Unterstützt wird die Aktion vom Verein der Baden-Württemberger in Berlin (566 Mitglieder) und vom Förderverein Schwäbischer Dialekt (Tübingen). Ministerpräsident Winfried Kretschmann wird Schirmherr des Vereins werden, obwohl er die Übernahme neuer Ehrenämter an sich ablehnt, aber für die Schwaben in Berlin eine Ausnahme macht. Zu den Sponsoren gehören der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) und der Sparkassenverband Baden-Württemberg (SVBW), getreu der sehr schwäbischen Devise: Ohne Moos nix los. Und SPD-Bundesratsminister Peter Friedrich gibt den Schirmherrn für die Aktion "Schwaben in Berlin."

Die Trophäe für die Sieger kommt ebenfalls sehr schwäbisch daher: Sie zeigt eine sehr spitze schwäbische Feder, die ein Berliner Bärenfell aufspießt.


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