"Der Zeitpunkt, zu dem der Rückbau der Logistikgleise abgeschlossen ist, ist derzeit nicht bekannt", teilt die Stadt mit. "Das entsprechende Planfeststellungsverfahren ist noch nicht beendet. Es ist jedoch das Ziel der Landeshauptstadt, die Entwicklung der 'Maker City' parallel zu den Nutzungen der Deutschen Bahn – sowohl im Rahmen des Bahnprojekts Stuttgart-Ulm als auch für den Gleisrückbau – im C1-Gebiet zu ermöglichen."
Die Formulierungskünste eröffnen einen gewissen Deutungsspielraum: Bezieht sich "die Entwicklung der 'Maker City'" auf die Planung des zukünftigen Quartiers oder ist damit auch gemeint, dass sich Stadtacker und Waggons kontinuierlich weiter entwickeln können? Immerhin scheint der Begriff "Interims-Verlagerungen" anzudeuten, dass sie nicht verschwinden, sondern nur den Platz wechseln sollen. Doch wohin, bleibt offen.
Derweil laufen im Hintergrund die Telefondrähte heiß. Jetzt schaltet sich das Stadtplanungsamt ein. Zu den Waggons gehört auch ein kleines Haus jenseits der Bahnlinie, von dem die KünstlerInnen Strom und Internet-Anschlüsse beziehen und in dem sich Sanitär- und Lagerräume befinden. Dieses Haus soll abgerissen werden, weil man dort Eidechsen ansiedeln will. Das Stadtplanungsamt schlägt nun vor: Vielleicht könnten drei Container an der Nordbahnhofstraße weiterhelfen, wenn zumindest die Waggons noch bleiben. Allerdings befindet sich in dem Haus auch die Hälfte der Ateliers. Wo sollen diese KünstlerInnen dann hin? Die Stadt schweigt.
Zwei Büros arbeiten parallel
"Die Akteursbeteiligung haben wir angestoßen", hält Markus Weismann vom Büro asp fest. "Wir haben von vornherein gedacht, dass wir das Quartier mit den Künstlern von der Wagenhalle, dem Bauzug und dem Stadtacker zusammen entwickeln. Dazu gehört natürlich auch, dass sie Perspektiven, verbindliche Zusagen und Planungssicherheit haben." Langfristig sollen weitere Nutzer dazu kommen, Handwerker etwa oder kleine Mittelständler. "Im Moment sind wir noch viel zu sehr damit beschäftigt", so Weismann, "dass die jetzigen Nutzer ihren Platz finden."
"Städtebau ist ja heute viel akteursbezogener und prozesshafter", betont der Architekt. Nach dem üblichen Verfahren wird zuerst ein Bebauungsplan aufgestellt. Er enthält bereits die Konturen der Wohnblöcke, die noch zu entwerfen sind. Ein vergleichsweise starres, unflexibles Procedere. Zwischen Plan und Ausführung liegen Jahre, in denen sich vieles ändern kann. Tatsächlich hat die Stadt auch für den Inneren Nordbahnhof bereits ein anderes Büro mit dem Bebauungsplan beauftragt. Das heißt: Parallel arbeiten zwei Büros mit zwei Planungsansätzen an der Zukunft des Areals.
Weismann hat kein Problem damit, er steht mit dem Büro in Kontakt. Offenbar müssen die beiden Büros untereinander ausmachen, was die Stadt nicht zu Ende gedacht hat. Ein Beispiel: In einem Bebauungsplan sind Funktionen wie Wohnen, Arbeiten und Erschließung eindeutig definiert und klar getrennt. Ein Quartier, das pionierhaft neue Formen des Wohnens und Arbeitens zusammenbringen will, braucht andere Vorgehensweisen. Es reicht nicht, soundso viele Wohnblöcke vorzusehen, und für Urban Gardening bleibt dann kein Platz mehr. Weismann ist überzeugt: Platz ist genug vorhanden. Er kann sich auch vorstellen, die Beete über die Innenhöfe der Wohnblöcke zu verteilen.
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