Es war das umgeknickte Eselsohr, das Hannah Häußer auf die Idee brachte. Das Erkennungszeichen der Kontext:Wochenzeitung, der umgeknickte obere Seitenrand. "Dieses Dreieck war's", sagt die 21-Jährige Kunststudentin und grinst. Die junge Frau hat allen Grund, sich zu freuen, denn Hannah Häußer hat gewonnen. Ihre Entwürfe zu unseren Serien Gipfelgespräch und Landvermessung (siehe ganz unten) haben die größte Zustimmung in der Redaktion gefunden. Und nach dem Politcomic "Der Ökodiktator" sind diese beiden Signets ein weiteres Kind aus unserer Werkstatt – der gemeinsamen Werkstatt der Kontext:Wochenzeitung und der Stuttgarter Kunstakademie.
Hannah Häußer war nicht die Einzige, die sich inhaltlich und grafisch in Kontext vertiefte. Insgesamt zehn Studierende aus der Klasse des Kommunikationsdesigners Uli Cluss machten sich bei Semesterbeginn daran, ein Erkennungszeichen beider Kontext-Serien zu entwerfen. In den Gipfelgesprächen locken wir Kontextler unsere Gesprächspartner zum Interview auf Stuttgarter Gipfel, etwa auf den Fernsehturm oder den Monte Scherbelino. Und in der Landvermessung gucken wir von Stammheim bis zum Barbarastollen kritisch auf Klischees, Geschichte und Politik – eben darauf, was Land und Leute ausmacht.
Die Kunststudierenden nahmen die inhaltlichen Vorgaben in ihre Überlegungen auf. Und wir in der Redaktion staunten nicht schlecht, welche illustrative Vielfalt uns da auf den Tisch flatterte.
An dem stiliserten Eselsohr-Dreieck beziehungsweise am halbierten Quadrat orientierten sich neben der Gewinnerin auch Adrian Riemann (oben), Fabian Schewe und Marian Rupp. Mit Geodreieck, geknicktem Meterstab und Windrose illustrierten sie die Vermessung des Landes. Der Doppelhügel von Armin Roth dreht sich in der Online-Version sogar. Das hat uns altmodischen Kontext-Redakteuren besonders gut gefallen.
Als Provokateur übte sich Martin Lutz: Er lieferte lediglich den Seriennamen in Frakturschrift mit der Bemerkung, er wolle die Leser von Kontext, die ja kluge seien, ins Straucheln und damit zum Nachdenken bringen. Denn die Frakturschrift habe eine andere Geschichte als gemeinhin angenommen. Das fanden wir zwar hübsch ironisch, aber etwas zu abstrakt.
Mit Höhenlinien näherte sich Marc Dasig (unten rechts) sowohl dem Gipfel als auch dem Land. Fast unmerklich als Initial schmuggelte Marian Rupp seine filigranen Signets in den Text. Und Nikolas Zupfer (links) will mit seinen Wortstreifen "die Besonderheit von Kontext als Online- und Zeitungsmedium" betonen. Mehr dem Comichaften verschrieben hat sich Lukas Betzler (oben). Seine Landvermessung orientiert sich an Fußabdrücken, die symbolisch das Land abschreiten; sein Gipfelgespräch an Sprechblasen: "Ich wollte den Gipfel explizit nicht darstellen."
Insgesamt jedoch ließen sich die meisten Entwürfe von den bildhaften Wörtern inspirieren, wie auch der Entwurf von Nam, der auf einer Art Fieberkurve auf den Gipfel spaziert und in einem Koordinatensystem das Land vermisst.
Ihnen allen an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank für die Zeit und die guten Ideen, die sie uns geschenkt haben.
Drei Tage lang hat Hannah an ihren Signets gearbeitet. Immer wieder brauchte sie Pausen. "Und dann muss ich wieder drüber schlafen": So beschreibt die junge Studentin ihre Herangehensweise. Leichter ist ihr übrigens das Gipfelgespräch gefallen: Da standen Dreieck und Sprechblase schnell fest.
Mit den Signets wollen wir unseren Lesern eine kleine Orientierung geben. Neben der Wiedererkennbarkeit soll solch ein Logo schnell erfassbar sein und zu Form und Inhalt unserer Zeitung passen. Das sympathische Signet von Hannah Häußer wird, so hoffen wir, noch mehr Lust machen, unsere Gipfelgespräche und Landvermessungen zu lesen.
Das Preisgeld, das die Siegerin gewonnen hat, wandert übrigens in ihr Reisesparschwein. Bis Februar kommenden Jahres will Hannah Häußer genug zusammenhaben, um Freunden nach Asien zu folgen, die acht Monate lang Thailand erkunden. Dann will die Kunststudentin dort das Land vermessen – Gipfelgespräche nicht ausgeschlossen.
2 Kommentare verfügbar
eraasch
am 17.12.2011