Durch Stuttgart schlängelte sich in früherer Zeit der idyllische Nesenbach. Doch seit über hundert Jahren ist von dem Gewässer nichts mehr zu sehen. Es verläuft verdohlt im Stuttgarter Untergrund, zweckentfremdet als mächtiger Hauptabwasserkanal, der durch die Innenstadt bis zum großen Klärwerk im Vorort Mühlhausen führt.
Im Bereich der Stuttgarter Innenstadt liegt der Hauptsammler dem geplanten Tiefbahnhof des Milliardenprojekts Stuttgart 21 im Weg. Bevor der über 400 Meter lange und 100 Meter breite Bahnhofstrog gebaut werden kann, muss der Kanal verlegt werden. Geplant ist ein Dükerbauwerk, das den mächtigen Trogbau unterquert. Und das bereitet dem Bauherrn Bahn gewaltige Probleme. Denn der Dücker reicht bis in eine geologische Deckschicht, die den Mineralwasserhorizont im Stuttgarter Untergrund nach oben hin abdichtet.
Für die anspruchsvolle Baumaßnahme fand die Bahn zunächst keine Baufirma, die sich auf das technische Wagnis einlassen wollte. Nach mehreren Umplanungen ist man nun weiter: bei der inzwischen 14. Planänderung, die das Eisenbahnbundesamt genehmigen muss. Vor kurzem hatte S-21-Projektsprecher Wolfgang Dietrich noch verkündet, dass man bis Ende Januar fest mit der Genehmigung der Planänderung rechne. Inzwischen ist es Februar und Projektkritiker warnen, dass das Stuttgarter Mineralwasser durch einen Abwasserdüker versiegen könnte. Der Film erläutert die Baumaßnahme und potenzielle Gefahren aus Sicht eines S-21-kritischen Geologen.
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Ulrich Haldenwang
am 19.02.2014