Der dauert bis heute an. Dass mit Theresa Schopper eine Grüne Chefin ist im Kultusministerium, hinterlässt bisher keine entscheidenden Spuren. Die grün-schwarze Landesregierung wollte mit der sogenannten "umfassenden Bildungsreform" das gesamte Schulsystem ab den fünften Klassen in den Blick nehmen, auch um auf die gewachsene Heterogenität zu reagieren. Und um die in den Gemeinschaftsschulen gesammelten Erfahrungen mit einem Unterricht auf unterschiedlichen Niveaus mit individueller Förderung zu nutzen. Vieles wurde unter den Fachpolitiker:innen der Koalition ausverhandelt, vieles wurde am Ende von der CDU-Spitze aber verworfen.
Denn hiesige Bildungspolitiker:innen aus dem bürgerlichen Lager lassen sich durch den Stand der internationalen Forschung – seit inzwischen ebenfalls Jahrzehnten – genauso wenig beeindrucken wie durch eigene Erkenntnisse auf Reisen in die Ferne und die Nähe. Auf Besuche in Gemeinschaftsschulen im eigenen Wahlkreis folgen Wohlwollen und Anerkennung für die Konzepte und Ankündigungen in der Tonlage: "Wir sind doch keine verbissenen Ideologen." Wenn aber Schlüsse gezogen werden sollen aus den vielen Erfolgen und Auszeichnungen von Gemeinschaftsschulen, zählt doch vor allem Ideologie und der Glaube, dass es richtig ist, Kinder nach der vierten Klasse auf diverse Schubladen zu verteilen.
Auf diese Weise ist nach der Bildungsreform 2025 vor der Bildungsreform 2026. Denn in ihren Wahlprogrammen haben CDU und FDP sogar neuen Zement angerührt, um das Schulsystem im Land zu betonieren. Die ohnehin umstrittene und in vielen Bundesländern abgeschaffte verbindliche Grundschulempfehlung soll auf alle Schularten ausgedehnt werden, insbesondere um Kinder auf Hauptschulniveau von Realschulen fernzuhalten. Außerdem sollen kleine, wenig effiziente und damit teure Standorte erhalten bleiben. Bisherige Regeln der regionalen Schulplanung werden damit ausgehebelt – ganz entgegen der Einsicht aus dem Wahlprogramm 2026 der Liberalen, wonach "in keinem anderen Politikfeld Verlässlichkeit, Planungssicherheit und klare Zielsetzungen so entscheidend" seien wie in der Bildungspolitik.
Grüne und SPD versuchen – in selten gewordener alter Verbundenheit der Regierungsjahre zwischen 2011 und 2016 – gemeinsam dagegenzuhalten. Vielfalt und Heterogenität werden als Gewinn im gemeinsamen Unterricht und für die Gesellschaft insgesamt beschrieben, als Chance zum Aufstieg durch Bildung und zeitgemäße Vorbereitung auf das Erwachsenenleben. Kinder und Jugendliche, Eltern und Lehrkräfte erwarten spannende Koalitionsverhandlungen nach der Landtagswahl am 8. März. Die konservative Wende, von der Schwarze und Liberale träumen, ist demoskopisch in sehr weiter Ferne. Also werden wieder Kompromisse auszuverhandeln sein. Die Schnittmengen jedoch sind nur knapp über der Nachweisgrenze, wenn die CDU bockelhart Gemeinschaftsschulen als "Einheitsbrei" verunglimpft und obendrein "passgenaue Bildungsangebote für alle Kinder" verheißt. Hinweise darauf, wie die im Einzelnen aussehen könnten, bleibt sie schuldig, von der Finanzierung ganz zu schweigen.
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