Seit der Krawallnacht vom 20. auf den 21. Juni wird landauf landab darüber nachgedacht, wie es zu einer derartigen Eskalation der Gewalt in der sonst so friedlichen Landeshauptstadt kommen konnte. Und wie eine Wiederholung zu verhindern sei. In den vergangenen Tagen wurde daraus ein Debatte mit beträchtlicher Schieflage.
9. Juli, 16.30 Uhr
Der Stuttgarter Gemeinderat tagt, Corona-bedingt, in der Liederhalle. Erster Tagesordnungspunkt ist ein "Bericht der Stadtverwaltung zur Sicherheitspartnerschaft". Detailliert gibt Polizeipräsident Franz Lutz Auskunft nicht nur zum Stand der Ermittlungen, sondern – laut Wortprotokoll – auch darüber, dass 24 der 39 Tatverdächtigen "deutsch" seien. Elf der 24 hätten "gesichert einen Migrationshintergrund". Dieser liege dann vor, "wenn mindestens ein Elternteil ausländischer Nationalität wäre oder der Betroffene selber als ausländischer Staatsangehöriger geboren wurde". Bei weiteren elf der deutschen Staatsangehörigen mit Migrationshintergrund stehe dieser aber noch nicht gesichert fest. "Ich habe Ihnen gerade die Definition genannt", sagt Lutz weiter, "und das bedeutet letztendlich Recherchen bundesweit bei den Standesämtern". Das sei "auch nicht primär polizeiliche Aufgabe in Ermittlungsverfahren", sondern dem Verfahren in Stuttgart geschuldet. Erste Rednerin in der Debatte ist Grünen-Fraktionschefin Gabriele Nuber-Schöllhammer, die später sagen wird, dass Lutz' "Duktus und Ton" ungewöhnlich "streng oder sogar scharf" gewesen sei.
17 Kommentare verfügbar
chr/christiane
am 24.09.2020Heißt: von den 93 Tatverdächtigen waren ca. 68 zuvor schon einmal strafrechtlich aufgefallen.(Und dann beschwert man sich noch, weil so viele in U-Haft gekommen sind?)
2/3 von den 93 hätten einen…