Das Ende der Herrschaft von Richard Rebmann naht. In der kommenden Aufsichtsratssitzung der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) soll ein neuer Geschäftsführer präsentiert werden. Der Grund: die Gesellschafter fürchten um ihre Renditen und ihr Image.
Wenn der Pförtner im Stuttgarter Pressehaus die Parkplätze vor dem Hauptportal sperren muss, dann wissen die Mitarbeiter, dass wieder einmal der Aufsichtsrat tagt. Dann kommen die Verleger aus Ulm, Heilbronn, Reutlingen und anderen umliegenden Städten, um sich berichten zu lassen, wie es ihrer Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) geht, dem zweitgrößten Tageszeitungskonzern der Republik. Bis zum Jahr 2008 sind sie immer gerne angereist, weil sie wussten, dass ihnen üppige Gewinne vorgelegt werden würden. Entsprechend frohgemut sind sie danach wieder abgefahren. Das hat sich geändert.
Wie zu hören ist, werden sie am Donnerstag mit ziemlich dicken Hälsen eintreffen. Das hat zum einen mit den schmalen Renditen zu tun, zum andern mit demjenigen, den sie dafür verantwortlich machen: Richard Rebmann, den SWMH-Geschäftsführer. Der Oberndorfer Verleger ("Schwarzwälder Bote"), Jahrgang 1958, war am 1. Januar 2008 in Stuttgart angetreten mit dem Versprechen, keinen Stein auf dem andern zu lassen. Manche haben das auch als Drohung verstanden.
Der erste Brocken war die "Süddeutsche Zeitung", die für mehr als 700 Millionen Euro erworben wurde. Ein Preis, der in der Branche als viel zu hoch bewertet wurde, aber in Rebmanns Augen über sprudelnde Anzeigen- und Vertriebserlöse zu finanzieren war. Tatsächlich war es dann zu großen Teilen die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), die den konjunkturellen Einbruch kompensieren musste und muss. Mit entsprechenden Zinslasten für die SWMH. Ungünstig dabei auch, dass die Stuttgarter Grünen einen Einzug Rebmanns in den Verwaltungsrat der LBBW verhinderten, den Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) in die Wege geleitet hatte.
25 Führungskräfte entsorgt
Der zweite Stein war die Zeitung "Sonntag aktuell", die im Stuttgarter Markt stets schwarze Zahlen schrieb, aber für den Schwarzwälder Verleger eben nicht genug. Nachdem die Redaktion 2009 gedemütigt und gekündigt war, erschien das Sonntagsblatt im Januar 2010 im neuen Design und inhaltlich so leichtgewichtig, dass bei der Kundschaft keine rechte Freude aufkommen wollte. Das wiederum ist nachzuvollziehen, wenn stimmt, was die FAZ als Motto Rebmanns kolportiert: Was zwischen den Anzeigen steht, ist mir egal.
Der dritte Stein zerbröselte über die Jahre: die Führungstruppe im Möhringer Pressehaus. Innerhalb von 24 Monaten, so die interne Buchführung, habe Rebmann 25 Geschäftsführer, Betriebs- und Abteilungsleiter entsorgt und mit Vorliebe durch Schwarzwälder Fachkräfte ersetzt. Manager ohne Identifikation mit der Stadt und der Region, ohne Kenntnis von deren Besonderheiten. Fortan war von der "Blackforestisierung" des Unternehmens die Rede.
Der vierte Stein ist der "Schwarzwälder Bote", genauer gesagt, der längste Streik in der deutschen Mediengeschichte. Wie in der Kontext:Wochenzeitung mehrfach <link internal-link>berichtet, befinden sich die Oberndorfer Beschäftigten seit dem 8. September im unbefristeten Ausstand. Erst nach massivem Druck von Landespolitikern und SWMH-Gesellschaftern hat sich die Geschäftsleitung des Verlags zu Verhandlungen bereit erklärt, wobei ein Brief von Altministerpräsident Erwin Teufel, datiert vom 9. November 2011, besonders geschmerzt haben dürfte. Der Spaichinger Christdemokrat fordert darin Rebmann auf, sich "vorbehaltlos" mit den Beschäftigten und der Gewerkschaft an einen Tisch zu setzen. Erste Konsequenz: ein Gespräch zwischen Rebmann und der baden-württembergischen Verdi-Chefin Leni Breymaier vor wenigen Tagen.
Neue, wohl lancierte Töne gegen den Geschäftsführer
Auch wenn die eigenen Blätter sich in Schweigen hüllten, bis es nicht mehr ging, ist die Malaise den teilhabenden Verlegern der "Südwestpresse", der "Heilbronner Stimme" oder des "Reutlinger Generalanzeigers" nicht verborgen geblieben. Jetzt fürchten sie nicht nur um ihre Gewinne, sondern auch noch um ihr Image. Wie es ihre Art ist, äußern sie sich nicht offen, aber immerhin so deutlich im Hintergrund, dass der SWR jüngst die Nachricht übermittelte, ein Aufsichtsrat habe gesagt, das Vorgehen der Geschäftsleitung beim "Schwarzwälder Boten" grenze an Unfähigkeit. Eine derartige Kommunikationsschwäche passe nicht zu einem Medienhaus. Das sind neue, wohl lancierte Töne bei der SWMH – und das Ende der Herrschaft von Richard Rebmann.
Wenn die kommende Aufsichtsratssitzung nicht aus dem Ruder läuft, wird die SWMH einen neuen Geschäftsführer, den sie seit Monaten sucht, präsentieren. Es soll ein branchenfremder Manager sein, der das operative Geschäft übernimmt. Auf den Titel, der sich für Rebmann findet, darf man gespannt sein. Der Betroffene selbst mag sich dazu nicht äußern. Auf Anfrage der Kontext:Wochenzeitung lässt die Leiterin der SWMH-Kommunikation, Laura Heilmann, wissen, Herr Dr. Rebmann stehe derzeit zu einem Gespräch nicht zur Verfügung.
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eraasch
am 17.12.2011Immer wieder merke ich, wovon ich alles keine Ahnung habe. Der Großteil von uns ist in seiner…