KONTEXT:Wochenzeitung
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Gruß aus Oberschwaben

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Mittwochs online, samstags gedruckt - es hat geklappt. Wir notieren überraschend hohe Besucherzahlen im Netz, die taz war an vielen Stellen ausverkauft. Das freut uns und macht Mut. Keine Frage, vieles ist noch zu verbessern. Da bitten wir um Nachsicht und Geduld, wir lernen noch.

Wir seien eine linke, eine linksalternative, wahlweise eine Gegen-Zeitung oder das Zentralorgan des Wutbürgers. So rauscht es durch den deutschen Blätterwald, und du weißt nicht mehr, wo dir der Kopf steht. Wir reden uns den Mund fusselig, versuchen geduldig zu erklären, was wir unter Journalismus verstehen, aber irgendwie funktioniert das nicht. Die Schubladen stehen offen, schwupps, rein damit, ein Etikett draufgeklebt und die Sache ist geritzt.

Will sagen: das Objekt von Berichterstattung zu sein ist eine sehr lehrreiche Erfahrung. Sie erhellt  viel darüber, nach welchen Regeln das Mediengeschäft  spielt, wie die Medienschaffenden ticken.  Möglichst wenig Grautöne, möglichst wenig Differenzierung, möglichst keine Entwicklungen offenlassen, die sich vielleicht erst zurechtrütteln müssen. Aber sind wir frei davon?

Deshalb gibt es keine Klagen. Alle waren sie nett zu uns, meist voll des Lobes über den Plan, mitzuhelfen, journalistische Tugenden wiederzubeleben. Manche haben uns sogar Weltverbesserer genannt. Ein bißchen spinnert zwar, aber sonst bei Trost. Sogar der Mediendirektor der "Schwäbischen Zeitung", dem wir einst vorwarfen, ein Billigblatt zu machen, wünschte uns viel Erfolg. Im Sinne des Qualitätsjournalismus, versteht sich. Und ein gewisser Klaus Kinkel ließ per Facebook wissen, ihm habe die erste Ausgabe von Kontext:Wochenzeitung gut gefallen.

Der erste Reflex ist: was haben wir falsch gemacht? Zunächst einmal viel. Wir haben der alten Regierung  (noch) nicht die Maske vom Gesicht gerissen, der neuen nicht ins Stammbuch geschrieben, was sie zu tun hat, und wer welche Akten in welchem Ministerium vernichtet hat, wissen wir immer noch nicht. Wir kommen zu staatstragend daher und sind nicht in der Lage, einen Hyperlink von einem internen Link zu unterscheiden. (An der Stelle wünscht sich unser jüngstes, technikaffines Redaktionsmitglied noch den Verweis auf unseren Twitter-Account und die Facebook-Seite).

Das muss sich natürlich alles ändern. Wir breiten deshalb hier nicht aus, wie breit der Zuspruch war und wie viel gute Wünsche uns in der Redaktion ereilten. Es waren viele. Und etliche  haben wir  noch nicht beantwortet (Verzeihung!), weil wir  mit der Frage beschäftigt werden, ob wir mit einem Unterstützer namens Baumann ("Zahnpasta-Dieter") noch unabhängig sein können. Entlastend, dass uns danach weder das uns wohlgesonnene Landesamt für Denkmalpflege noch der schwäbische Korrespondent an der Copacabana, noch Chefenthüller Hans Leyendecker, noch Augstein-Sohn Jakob gefragt haben. Die beiden Letztgenannten haben wir in Berlin beim Medienkongress von taz und "Freitag" getroffen, wo viele Leute  festgestellt haben, dass sie sich die Weltrevolution anders vorgestellt haben.

Das ist auch wieder wahr. Also sind wir bescheiden und  sagen lieber, wir bemühen uns redlich, das Gesicht dieser Stadt und dieses Landes zu zeichnen, in dem sich Hoffen und Bangen spiegelt. In dem sich die Menschen nicht damit zufriedengeben, was ist, sondern auch wissen wollen, was werden kann. Oder haben Sie Heinrich Steinfest in der letzten Ausgabe nicht gelesen?

Ein schöner Anfang war der "Abend der spitzen Feder" im Staatstheater, in der Kulisse von "Dantons Tod". Mehr als 400 Besucher waren da, lauschten Vincent Klinks Bassflügelhorn und Patrick Bebelaars Piano, hörten sich Wieland Backes an und Ines Pohl, Sigrid Klausmann-Sittler und Uli Reinhardt und die Redaktion von Kontext:Wochenzeitung, die Moderator Wolfgang Heim erzählte, was sie so im Schilde führt. Am Ende gab’s Beifall und 1634,01 Euro in den Spendentopf.  Dafür ein herzliches Dankeschön.

Fotos: Meinrad Heck und Martin Storz

 


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5 Kommentare verfügbar

  • Jue.So Jürgen Sojka
    am 24.01.2019
    Antworten
    Was nettes – oder doch nicht? Jedenfalls ist heute der "Tag der Komplimente".

    Also Kompliment KONTEXT, den entscheidenden Trägern der Verantwortung für den Weg seit April 2011 und die Verfassung / Haltung die, so ohne zu schmeicheln festgestellt werden darf, sich entwickelt hat:
    Nachsicht und…
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